BLOG: 05.02.2020

GRAEF’s Raum – Revolution #1

Büro Design

Stadt- und Zukunftsforscherin Daniela Krautsack im Interview mit GRAEF CEO Alexander Breustedt und DENTSU AEGIS NETWORK Director of Workplace Daniel Ahrens über Raum – Gestaltung.

Die Möglichkeit, wählen zu können, wo und wann man arbeitet, jenseits von Organigrammen, zunehmend in flachen Hierarchien und all das sinnstiftend, wird unter der New Work – Revolution zusammengefasst.

Was ist das Revolutionäre am ‚Neuen Arbeiten‘, Herr Breustedt?

Das Revolutionäre am neuen Arbeiten ist, dass Mitarbeiter in Unternehmen mehr Freiheit im Rahmen der Gestaltung ihrer Arbeit haben. Das betrifft sowohl die Einteilung der Arbeitszeit, die Mitarbeiter selbst bestimmen können als auch den Entscheidungsspielraum, den Mitarbeitern inzwischen nutzen dürfen. Das ermöglicht kreativeres Arbeiten, bedingt aber auch, dass man der Verantwortung, die sich aus der größeren Selbstbestimmung ergibt, gerecht werden muss. Früher ging es Unternehmen primär um die Effizienz im Arbeitsprozess, dann um das Erleben der Unternehmenskultur und peu à peu wurde der Angestellte als Individuum ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.

Heute geht es um sinnstiftendes Arbeiten. Die Leute wollen wissen, warum sie zur Arbeit gehen. In unseren Büroplanungen geht es ganz stark darum, den Sinn und die Bedürfnisse der MitarbeiterInnen zu erfassen; obwohl uns der Look und Feel einer Bürolandschaft wichtig ist; dass sich die MitarbeiterInnen in ihrer Arbeitsumgebung wohlfühlen ist einer Unternehmensleitung heute wichtiger als das Aussehen des Schreibtischs.

Unsere Kunden schätzen an Graef, dass wir die Trends kennen und die Entwicklung der nächsten Jahre antizipieren. Dazu gehört ein guter Blick für Office Design und Ästhetik, sowie ein Quäntchen Intuition, um die Unternehmen am Weg in die nächsten Jahre bestmöglich begleiten zu können. Dazu gehört, dass man die Arbeitsweise des Unternehmen versteht.“

Welcher New Work Trend hat Ihre Arbeit von Beginn an beeinflusst?

Breustedt: „Vernetzte Wissensarbeit“ ist ein Titel, an den ich mich gut erinnere. Und die Arbeit löste sich – vor rund 5 Jahren – zunehmend von der Präsenz. Heute sehen wir die Zunahme von Coworking Spaces mit einem Branchenfokus, zum Beispiel im Bereich Logistik, Versicherungen, Sensortechnik, Luft- und Schifffahrt oder innerhalb des Kreativsektors im Bereich Musik.

Diese Coworking Spaces sind mit Holdings vergleichbar, deren Einzelfirmen zunehmend unter einem Dach agieren. Immer mehr Holdings aus der Werbebranche bündeln ihre Agenturen, die über die ganze Stadt verteilt sind, an einem Standort, um Kosten und Ressourcen zu sparen. 2015 gewannen wir die Ausschreibung der Agenturgruppe Dentsu Aegis Network, die das Ziel hatte, alle Marken des Netzwerks (Carat, Vizeum, iProspect und Explido) unter einem Dach zusammenzuführen.

Eine Frage an Sie, Herr Ahrens. Sie haben Graef beauftragt, diese Netzwerkbündelung zu begleiten. Was war Ihnen dabei am wichtigsten?

Wir haben Graef inzwischen in vier unserer Standorte mit der Gesamtprojektleitung der Büroplanung beauftragt. 2019 sind wir mit rund 500 Kolleginnen und Kollegen in den Hafenbogen in Frankfurts Westhafen umgezogen. Die neue Bürofläche auf vier Stockwerken gab uns einerseits die Möglichkeit, den Netzwerkgedanken des Unternehmens zu stärken, sowie die Unternehmenskultur und die Werte unseres Netzwerks sichtbar machen und anderseits, die Ansprüche an unsere Arbeitsweise räumlich zu interpretieren.

Wir wollten statt Einzelbüros eine offene Bürostruktur haben, um eine Balance aus Kollaboration und Konzentration zu bieten. Diese offene Struktur bietet nun viel Sichtbarkeit unter den Leuten. Das hat zu einem Gefühl der Zusammengehörigkeit geführt. Die Rückzugsorte kamen besonders gut an. Die Stimmung ist sehr positiv.

Was haben sich die MitarbeiterInnen vom neuen Büro – Raum gewünscht, Herr Breustedt?

Es gab einen starken Wunsch nach der richtigen Balance zwischen konzentriertem und kollaborativem sowie formell und informell geprägtem Zusammenarbeiten.

Wir haben daher Räume geschaffen, die jede Form des Arbeitens optimal unterstützen: Räume für Projektarbeit, Räume für Meetings und Räume fürs individuelle Arbeiten.

Ob ein Treffen zwischen MitarbeiterInnen oder mit KundInnen von Dentsu Aegis Network geplant oder spontan stattfindet, wir haben dafür anlassbezogene formelle und informelle Knotenpunkte geschaffen.

Auf die Frage ‚Wieviel Raum muss ich für welche Arbeitsmöglichkeit zur Verfügung stellen?‘ haben wir mit der Entwicklung von Arbeitsplatz-Modulen geantwortet, die unterschiedlich häufig verortet wurden. Intensiver Austausch versus konzentrierten Fokus.

Es entstand eine Mischung aus offener, aber zugleich kleingliedriger Struktur, die im Einklang mit Werten wie Transparenz, Individualität, Vernetzung und Kreativität aus dem gemeinsam entwickelten Arbeitskonzept steht.

Wie lief die Zusammenarbeit zwischen Dentsu Aegis Network und GRAEF, Herr Ahrens?

Was uns an der Zusammenarbeit mit Graef am meisten fasziniert hat, ist die ganzheitliche Herangehensweise. Das Graef Team hat mit unseren MitarbeiterInnen erarbeitet, welche Grundlagen für die neue Arbeitswelt in unserem Netzwerk und folglich in unseren Räumlichkeiten wichtig sind.

Daraus hat Graef das Konzept abgeleitet und uns Schritt für Schritt begleitet – von der Planungsphase, der Bauphase, der Vertragsphase, der Immobiliensuche, der Innenarchitektur – durch die ganze Umsetzung hindurch; Das lief derart gut, dass wir sie vier Mal hintereinander beauftragt haben.

Alexander Breustedt fügt hinzu: Bei Graef glauben wir fest an die Einbindung der MitarbeiterInnen in den Planungsprozess. Wir wissen schon lange, dass ‚psychologisches empowerment‘ einen erheblichen Einfluss auf die Innovations- und Leistungsfähigkeit, die Arbeitszufriedenheit, Gesundheit und die Bindung von Arbeitnehmern ans Unternehmen hat.

Welche Wirkung hatte das neue Bürokonzept auf die Stimmung der Mitarbeiter?

Daniel Ahrens schmunzelt: Ich kann Ihnen von meinen Beobachtungen berichten. Ich muss immer wieder grinsen, wenn ich am Raum mit den Schaukeln vorbeigehe. Der ist immens beliebt; funktioniert wunderbar als Eisbrecher. Wenn ein Kunde in diesen Raum geht, setzt er sich hin und schaukelt. Dieses kleine Element versetzt MitarbeiterInnen und KundInnen in eine positive Stimmung und öffnet neue gedankliche Ebenen.

Auch in unserem Großraum-Restaurant haben wir die Erfahrung gemacht, dass eine Vielzahl der Treffen berufliche Anknüpfungspunkte haben. ‚Wo ich Dich hier gerade sehe…‘, so beginnen viele Gespräche, die so vorher einfach nicht stattgefunden haben.

Wie wird die MitarbeiterInnen-Zufriedenheit eigentlich gemessen?

Ahrens: Wir haben für alle Dentsu Aegis Network – Arbeitswelten die Hülle geschaffen und wir erleben gerade den Wandel, anders zu arbeiten. Diesen messbar zu machen, damit werden wir uns als nächstes befassen. Social Impact Messung soll nicht zum Selbstzweck dienen, sondern weil es den einzelnen Mitarbeiter, sein Team und das ganze Unternehmen vorwärtsbringt.

Welche Erfahrung zeigt sich aus dieser New Work Revolution, denken wir an die Home Office Debatte?

Ahrens: Was wir wissen ist, dass die Identität mit dem Unternehmen und der soziale Austausch die physische Begegnung brauchen. Das bedeutet kein ausschließliches Erscheinen im digitalen Raum. Digital hilft, aber analog entscheidet. Wenn es gilt, komplexe Aufgaben zu lösen, dann brauchen wir unterschiedliche Kommunikationsebenen. Eine digitale Mimik und das Wissen, was zwischenmenschlich im digitalen Gespräch passiert. Wir haben die Arbeitswelt nicht umsonst so gebaut, wie wir sie gebaut haben: mit offenen Strukturen und Kollaborationsmöglichkeiten. Und weil wir glauben, dass der menschliche Austausch das A und O der Zusammenarbeit ist.

New Work – das inkludiert Herausforderungen an Teams und Führungskräfte. Wie geht man damit um? Was funktioniert und was nicht? Das ist ein fortlaufender Prozess der Nachjustierung, des Hinterfragens und des Neuerfindens. Stay tuned.

Exkurs:
Welche Wirkung hat der Raum, in dem wir arbeiten, auf unsere Arbeit?

Die Soziologin Maria Angerer, Expertin für Social Impact Messung im New Work Kontext antwortet: „Aus der Forschung wissen wir, dass der Raum einen wesentlichen Einfluss auf die Produktivität eines Teams hat. Es geht einerseits darum, dass sich der Einzelne wohl fühlt. Rückzugsräume spielen eine wichtige Rolle; auch die Möglichkeit, sich den Raum anzueignen, d. h. sich persönlich damit zu identifizieren.

Anderseits gilt es, einem Raum seine Zugehörigkeit, eine Art Persönlichkeit zu geben. In puncto Team-Zusammenarbeit ist ein Raum der Zusammenkunft sehr wichtig. Solche, in denen man nicht nur gut miteinander reden kann, sondern vor allem etwas miteinander erdenken, entwerfen und auch wieder verwerfen. Dazu braucht es Platz zum Visualisieren, Zeichnen und auch mal etwas stehen lassen.

Google hat analysiert, welche Gemeinsamkeiten seine erfolgreichsten Teams aufweisen. Interessant dabei: Es geht nicht um die besten Skills und Kompetenzen, sondern die beste Team-Kultur. Und diese Team-Kultur lässt sich mit den passenden Räumen gezielt fördern.“

Weitere Informationen zur Referenz finden Sie hier: https://graef-office.de/praxisbeispiel/dentsu-aegis-network/