BLOG: 31.01.2023

Wie Sie als Unternehmen attraktiv bleiben

Die neue Verantwortung der Unternehmen

Viele Unternehmen kämpfen heute um die raren Talente und wollen diese, einmal für sich gewonnen, auch ans Unternehmen binden. Gar nicht so einfach bei den gestiegenen Ansprüchen der Millennials, auf den ersten und zweiten Blick attraktiv auszusehen.

Kürzlich hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Berliner Agenturboss. „Ich stelle keinen mehr unter 40 ein“ seufzte er bei Pasta und Wein. Dann brach es aus ihm heraus. Wie so viele hat sich der Mann dem „War of Talents“ ausgesetzt und ist nach mannigfaltigen Erfahrungen mit jungen Bewerbern als gebrochener und traumatisierter Veteran zurückgekehrt. „Eine Bewerberin hat mich allen Ernstes gefragt, ob sie jedes dritte Jahr als Sabbatjahr machen beziehungsweise 60 Prozent der Arbeitszeit von Bali aus remote arbeiten kann.“ Und weiter: „Warum denke ich mir überhaupt diese ganzen tollen Programme aus, wenn die Leute nach vier Monaten sowieso wieder verschwinden?“

 

Mehr Life als Work-Life-Balance

Offenbar ist der Agenturboss aus Berlin kein Einzelschicksal. Viele Vertreter der auf den Arbeitsmarkt drängenden, oder besser gesagt sich vorsichtig annähernden Generation hat eine Vorstellung von Work-Life-Balance, die für Angehörige vorheriger Alterskohorten - gelinge gesagt - gewöhnungsbedürftig ist. Ein Bewerber bei einem Unternehmen verlangte, dass er am Tag nur während bestimmter Stunden arbeiten muss. Der Bedarf des Unternehmens spielte bei diesem Wunsch einer eher nachrangige Rolle.

 

Premium ist Standard

Eine Ausweitung des Freizeitbudget über die regulären Urlaubstage hinaus ist heute schon fast Standard. Ein mir bekannter Geschäftsführer einer PR-Agentur erzählte neulich schmunzelnd, dass ein Bewerber verlangt hatte, nicht an Meetings teilnehmen zu müssen, weil er sich dadurch eingeschränkt fühlen würde. Ging ihm auch so, meinte der Geschäftsführer. Eingestellt hat er den Mann trotzdem nicht. Vereinzelt hört man auch, dass Bewerber verlangen, dass ihr Büro mit speziellen Möbeln und Geräten ausgestattet werden müssten. Dagegen lässt sich aus unserer Sicht natürlich nichts sagen.

 

- Bieten sie tolle Karrieremöglichkeiten an, denn junge Talente schätzen die Möglichkeit, innerhalb des Unternehmens aufzusteigen und neue Fähigkeiten zu erlernen.

 

- Schaffen Sie ein exzellentes Arbeitsumfeld, denn eine angenehme Arbeitsatmosphäre und moderne Arbeitsbedingungen tragen dazu bei, dass sich Ihre Mitarbeiter wohl fühlen.

 

- Geizen Sie nicht bei Kompensations- und Benefit-Paketen. Ein außerordentlich hohes Gehalt, großzügige Sozialleistungen und andere Vorteile wie Urlaubsanspruch, Krankenversicherung usw. sind wichtig, um Talente zu gewinnen und zu halten.

 

- Richten Sie die Work-Life-Balance nach den Wünschen des Talents aus: Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten, helfen, den privaten und beruflichen Bereich in Einklang zu bringen.

 

- Entscheiden Sie nicht selbst, sondern delegieren Sie Entscheidungen an Ihre Mitarbeiter. Talente fühlen sich geschätzt, wenn sie an Entscheidungen beteiligt werden und ihre Meinung zählt.

 

- Sorgen Sie für Fitness und räumen Sie der Gesundheitsförderung höchste Priorität ein: Gesundheits- und Wellnessprogramme können dazu beitragen, dass Talente motiviert und gesund bleiben.

 

- Starten Sie Mentoring-Programme, aber achten Sie darauf, dass der erfahrene Mitarbeiter ein Händchen für junge Talente hat und sich nicht im Wort vergreift. Bedenken Sie stets, dass nicht viel dazu gehört, dass sich ein junges Talent nicht mehr wertgeschätzt und gefördert fühlt.

 

Gehälter werden transparenter

Habe ich das wichtigste vergessen? Richtig. Das Geld. Da viele Unternehmen heute um die raren Talente kämpfen und diese einmal gewonnen auch ans Unternehmen binden wollen, kommt den Zusatzleistungen eine große Rolle zu. Umfragen unter Jobsuchenden beweisen, wie wichtig diese Zusatzleistungen sind - es gibt heute Portale, bei denen sich Bewerber über so etwas austauschen.

 

Klotzen statt kleckern

Für manche Bewerber geben sie den Ausschlag, vielleicht sogar ein geringes Gehalt zu akzeptieren, wenn die Zusatzleistungen besonders attraktiv sind. Klar ist, dass sie wichtig für das Employer Branding sind. Wer sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren, qualifizierte Fachkräfte und junge Talente anlocken will, sollte hier lieber klotzen anstatt zu kleckern. Um Young Professionals und Top-Performer ins Team zu holen, sind zusätzliche Anreize von Vorteil. Remote von Bali aus arbeiten zum Beispiel.

 

Mitarbeiter füttern

Wenn es ums Büro geht, dann sollte es eine Top-Ausstattung haben. Ein besonders in der Startup-und Agenturszene beliebtes Goodie ist der täglich frisch gefüllte Kühlschrank im Büro, an dem Jobkandidaten stets vorbei geführt werden. Studien beweisen, dass frisches, gesundes Essen und allzeit bereitstehende Getränke als Bonus am Arbeitsplatz großen Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit haben. Es ist nicht nur bequem, sondern spart den Leuten auch viel Geld. Wer bei 22 Arbeitstagen im Monat jeden Tag zehn Euro für Essen und Trinken ausgibt, reduziert sein Gehalt um immerhin 220 Euro.

 

Das Google-Prinzip

Sie wollen als junges, modernes Unternehmen erscheinen? Sie wollen kein dröger Arbeitsverrichtungsort, sondern eine Art Uni-Campus sein, über dem im Schatten von nachhaltig gepflanzten Bäumen motivierte junge Talente flanieren? Dann machen Sie es wie Google:

 

- Bieten Sie Ihren Mitarbeitern eine Vielzahl von Fitness- und Gesundheitsangeboten wie Yoga-Klassen, Massagen und persönliche Trainer an

 

- Schaffen Sie Freizeitangebote wie Spielebereiche, Gärten und Bibliotheken

 

- Bieten Sie generöse Urlaubszeiten, um eine ausgewogene Work-Life-Balance zu fördern

 

- Richten Sie Kinderbetreuungsangebote, um es Ihren Mitarbeitern zu erleichtern, Beruf und Familie in Einklang zu bringen

 

- Schaffen Sie Bildungsangebote, einschließlich Kurse und Schulungen, am besten im sonnigen Ausland

 

- Sorgen Sie für finanziellen Vorteilen, wenn möglich Aktienoptionen / ESOPs

 

Ohnehin sollte, wer seinen Mitarbeitern etwas ganz besonderes bieten will, sich im Silicon Valley umsehen. Der Technologie-Hotspot ist quasi das Mekka der ungewöhnlichen Zusatzangebote. Hauseigenene Waschsalons sind hier ebenso zu finden wie Erlebniswelten für die Mitarbeiter inklusive Spa- und Wellnessbereich, frei nutzbare Schwimmbäder und Massagen. Derlei Angebote richten sich vor allem an eine junge Klientel. Diese würden sogar auf einen Teil des Gehalts verzichten, um einige attraktive Benefits in Anspruch nehmen zu dürfen, wie eine Umfrage der Personal- und Managementberatung Kienbaum unter Personalverantwortlichen aus 100 Unternehmen nahelegt. Laut der Befragung lag für Arbeitnehmer die Verzichtsbereitschaft in der Schweiz mit 11,6 Prozent am höchsten, gefolgt von Deutschland mit 11,1 Prozent sowie Österreich mit 10,9 Prozent.

 

Der beste Tipp von allen

Das sind viele Maßnahmen, die so manchen Unternehmer nachdenklich machen - Triggerwarnung: Elektroschock möglich. Aber der beste Tipp, und damit kommen wir zum Anfang dieser Geschichte zurück: stellen sie Leute über 40 ein. Der eine oder andere von diesen alten Säcken hat sogar Digitalexpertise. Vielleicht sogar über 50, auch wenn Ihr Personaler bei dieser Vorstellung zusammenzuckt.