BLOG: 24.03.2023

Es geht wieder los - Frühlingsgefühle im Büro

Umgang im Büro

Im Frühling räumen die Menschen gern auf und schaffen sich etwas neues an. Manchmal auch einen Partner. Dafür gibt es Tinder - und das Büro. Allerdings hat beides so seine Tücken. Wer sie kennt, flirtet in jedem Fall besser.

Mit „Frühlingsgefühlen“  meinen wir eine ganze Reihe von Emotionen und Empfindungen, die bevorzugt im Frühling auftreten. Positive Gefühle wie Freude, Glück, Leichtigkeit und Erneuerung setzen oft ein, wenn der Winter der wärmeren Jahreszeit Platz macht. Die Ursachen für Frühlingsgefühle sind einfach erklärt. Mit der Zunahme der Sonnenstunden und die Erwärmung der Temperaturen fühlen sich viele Menschen wohler, und das Erblühen der Blumen und Pflanzen sorgt für positive Gefühle. Die Lust und das Verlangen nach einer Beziehung steigt, was auch mit einem höheren Ausstoß von Hormonen zu tun hat.

 

Verständnis für die Belange der Kolleginnen

 

Nähe schafft Romantik - wenn wir Menschen näher kennenlernen, steigt unser Interesse. In sofern ist es logisch, dass das Büro ein Ort ist, an dem viele - besonders die, die viel und gern arbeiten - einen neuen Partner kennenlernen. Laut einer Studie der Datingplattform Parship hat sich die Hälfte der befragten Singles schon einmal am Arbeitsplatz verliebt. Dabei gilt es aber einiges zu beachten. Das Büro ist keine Vorstadtdisco, in der man den oder die Auserwähle anflirten oder gar antanzen darf. Es ist halt der Ort, an dem die Arbeit Vorrang genießt. Es gibt bei Zeugnissen den beliebten Passus: „er zeigte vor allem für die Belange seiner Kolleginnen Verständnis.“ Ein klausulierter Hinweis auf einen Typen, der im Büro alles anbaggert, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Kaum nötig zu sagen, dass ein solches Verhalten von Kollegen und Vorgesetzten als unprofessionell angesehen wird. Ein balzender Hahn zahlt nicht gerade auf seine Marke ein, um es zurückhaltend zu formulieren.

 

Keine Flirts im Unternehmensnetzwerk

 

Nicht selten entwickeln sich in Büro gute Freundschaften unter der Kollegenschaft – und es kommt auch vor, dass sich Liebesbeziehungen daraus entwickeln. Besondere Vorsicht ist im Büro bei der Kommunikation angebracht. Blickkontakt und Lunch-Verabredungen sind okay, aber private Mails oder SMS sind ungern gesehen, und das Unternehmensnetzwerk ist für solche Anwandlungen ohnehin Tabu. Bleibt der Small Talk in der Teeküche - neugierige Zuschauer müssen dort allerdings in Kauf genommen werden.

 

Zahncreme oder Deo sind Tabu

 

Der Frühlingstipp: beim Objekt der Begierde mit kleinen Gesten punkten. Mal was Süßes hinstellen, oder einen Kaffee vorbeibringen, Empathie zeigen und sich nach dem Befinden erkundigen. Allerdings nicht inflationär, denn das könnte als Aufdringlichkeit interpretiert werden. Kleine Geschenke werden im Büro durchaus als Hinweise aufgefasst, was auch nach hinten los gehen kann. Zahncreme oder Deo etwa sind Tabu.

 

Augen und Ohren sind weit geöffnet

 

Sind die ersten Bande geknüpft, folgt meist der Klassiker: Lass uns doch mal zusammen lunchen. Natürlich rein beruflich, obwohl nach einer Weile dann doch über private Dinge geredet wird. Falls Interesse besteht, ist ein Außentermin ratsam. Denn für die Kantine gilt dasselbe wie für die Teeküche - in der Umgebung Ihres Tisches sind alle Augen und Ohren weit geöffnet. Dennoch ist die Mittagspause für unverfängliche Lunch-Dates ganz gut geeignet, zumindest am Anfang. Zu beachten ist allerdings, dass man cool bleibt, wenn sich andere Kollegen dazusetzen wollen. Klar stören die, aber sie abzuweisen bringt Sie auf direkten Weg in die Gerüchteküche.

 

 

 

Riskante Gratwanderung

 

Generell ist Vorsicht angebracht, denn was noch in den 80er Jahren als harmloser Flirt galt, kann heute schon als sexuelle Belästigung gewichtet werden. Genau wie ein plumper Spruch oder Witz. Professionalität und Flirten am Arbeitsplatz ist heute eine noch riskantere Gratwanderung. Wer sich nicht aufdringlich und diskret verhält, sollte die Herausforderung meistern. Denn der Arbeitsplatz ist nach wie vor eine sehr gute Möglichkeit, jemanden kennenzulernen. Bevorzugt jemanden, der auf der gleichen oder zumindest vergleichbaren Stufe stehe wie man selbst. Schwieriger wird es, wenn Vorgesetzte ins Spiel kommen. Dem vernehmen nach schreckt dies aber viele nicht ab.

 

Gruß ans Team: wir sind zusammen

 

Wie heißt es so schön: wir können nicht nicht kommunizieren. Wenn sich also zwischen zwei Kollegen etwas anbahnt, darf ruhig die Teamleitung informiert werden. Das wirkt ehrlich und proaktiv, und Bescheid wissen die Kollegen ohnehin längst. Also Gruß ans Team: wir sind zusammen. Die Richtung stimmt. Um Konflikten vorzubeugen, legen bereits heute viele Unternehmen ihren Beschäftigten Offenbarungs- oder Meldepflicht von Beziehungen auf, die Einfluss auf die Arbeitsleistung und Zusammenarbeit  haben könnten. Ob solche Verpflichtungen rechtlich zulässig sind, ist in der Rechtsprechung noch nicht geklärt. Die Frage ist: Weiß der Chef Bescheid?

 

Liebe steht nicht im Arbeitsvertrag

 

Klar, weiß er. Und er macht sich Gedanken. Denn Liebesbeziehungen am Arbeitsplatz können zu Konflikten führen, die Unternehmen gesetzlich zum Eingreifen verpflichten. Arbeitgeber würden sie daher oft gern verbieten. Aber das klappt ja bekanntlich nicht. Liebesziehungen zwischen Beschäftigten sind dem privaten Lebensbereich zugeordnet und damit dem Einfluss des Arbeitgebers entzogen. Das arbeitsvertragliche Weisungsrecht umfasst nur die Tätigkeit und das Verhalten des Beschäftigen im Kontext seiner arbeitsvertraglichen Pflichten.

 

Zornesröte im Gesicht

 

Die Skepsis der Chefetage kann man dennoch verstehen. Emotionen können die Arbeitsleistung beeinträchtigen. Beispiel: die Powerpoint-Präsentation, die die Kollegin vorbereitet hat, ist echt unterirdisch. Aber das sagt ihr der verliebte Kollege natürlich nicht. Er findet alles toll, was sie macht. Man kann jeden Vorgesetzten verstehen, dem bei so etwas die Zornesröte ins Gesicht treibt. Gegen einen harmlosen Flirt hat niemand was, aber wenn Emotionen den Schreibtisch umfloren, kann es eben auch zu Misstönen und sogar Belästigungen kommen. Und das auszuschließen, ist der Arbeitgeber gesetzlich sogar dazu verpflichtet. Der Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts endet dann, wenn Rechte Dritter verletzt werden.

 

Pfoten weg, Kollege

 

Zum Beispiel bei einer möglichen sexuellen Belästigung. Dann muss Aufklärungsarbeit geleistet werden, in einem ziemlich nebligen Gebiet. Denn oft sind sexuelle Belästigungen kaum von vermeintlich unverfänglichen Flirtsituationen zu unterscheiden. Was für den einen harmlos ist, ist für den anderen einen totale Grenzüberschreitung. Die Frage ist etwa, ob die betroffene Person die Unerwünschtheit des Kollegenverhaltens klar zum Ausdruck bringen muss oder ob sein schieres Handeln bereits sanktioniert werden muss. Aus Angst vor möglichen Nachteilen machen viele im Büro mehr mit, als sie eigentlich gut finden. Dafür ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz geschaffen worden. Es sagt ganz klar: die Unerwünschtheit einer belästigenden Verhaltensweise muss nicht bereits vorher ausdrücklich gegenüber den Belästigenden zum Ausdruck gebracht worden. Es reicht aus, dass die Handelnden aus der Sicht eines objektiven Beobachtenden davon ausgehen können, dass ihr Verhalten unter den gegebenen Umständen von den Betroffenen nicht erwünscht ist oder auch nicht akzeptiert wird.

 

 

 

 

Flirtverbot am Arbeitsplatz

 

In deutschen Büros geht es in diesem Punkt strenger zu als noch vor Jahren. Manche sagen, dass die gesetzlich Regelung nicht ausreicht und fordern ein generelles Flirtverbot am Arbeitsplatz, wie es in den USA üblich ist. In Deutschland sind solche Verbote aber nach wie vor unzulässig und halten einer gerichtlichen Überprüfung nicht stand. Es muss schon zu Spannungen innerhalb des Betriebs komme, damit der Arbeitgeber aktiv werden darf, um den „Betriebsfrieden“ wieder herzustellen.

 

24 Stunden am Tag mit der selben Person

 

Der Chef muss das Gesamtbild im Blick haben. Was er nicht möchte, ist eine Klimakrise. Eine Büroklima-Krise, um es genauer zu sagen. Flirtende beeinflussen das Büroklima mit ihrem Verhalten nämlich ziemlich oft. Sie bringen sozusagen die Work-Life-Balance durcheinander. Manche Unternehmen verlieren deshalb wertvolle Mitarbeiter. Sie wären ja gern geblieben, wollen aber verständlicherweise nicht 24 Stunden am Tag mit der selben Person verbringen.

 

Versteinerte Mienen im Flur

 

Sehr unbeliebt ist auch die Trennungsvariante. Da sind sich zwei Menschen im Büro näher gekommen und fangen eine Beziehung an, die dann unschön endet. Von diesem Zeitpunkt an darf sich das Büro auf zwei sauertöpfische Gestalten freuen, die mit steinerner Miene durch die Büroflure aneinander vorbei eilen. Es haben auch schon langjährige Kollegen gekündigt, in deren Abteilung sich ein Pärchen gebildet hat - für Nebendarsteller ist der Büroflirt eben nur halb so schön.

 

Die heißeste Flamme

 

Es spricht also einiges dafür, Job und Privates zu trennen. Manche machen sogar eine eiserne Regel draus, auch wenn es bei uns - noch - nicht im Gesetzbuch steht. Aber im Frühling fällt der Verzicht auf den Büroflirt besonders schwer. Also doch lieber die Klappe halten? Keine Flamme ist so heiß wie heimliche Liebe, von der niemand im Büro weiß.