BLOG: 30.05.2023

Neuer Job, neues Büro: Alles neu macht der Mai

Umgang im Büro

Im Frühling wird gern gekündigt. Denn die grüne Jahreszeit ist seither die Zeit des Wandels. Warum also nicht einfach der Natur nacheifern? Also auf ins neue Büro, denn jetzt ist die Blütezeit für jeden, der seinen Job wechseln will.

Streng genommen sind Menschen wie Faultiere. Am liebsten hängen sie rum und pflegen alte Gewohnheiten. Im Privatleben als auch beruflich. Zu ganz bestimmten Zeiten duschen und frühstücken, die immer gleichen Gesichter bei der Arbeit zu sehen und  Sprüche wie „Na, noch am Leben?“ „Wie war’s Wochenende?“ „Guten Morgen, Kaffee schon intus?“ hören, um dann „Muss ja“, „Kann man nichts machen“ oder „Da hast du auch wieder Recht“ zu antworten. Das Büro ist eine Komfortzone, die uns Sicherheit gibt. Aber auch abstumpfen lässt. Im Frühjahr wird das vielen plötzlich klar. Alles ändert sich, alles blüht, die Bäume schlagen aus, und ich bin immer noch im gleichen Trott gefangen. Immer das gleiche Fahrwasser. Ein Jobwechsel kann wie eine Frischzellenkur wirken.

 

Jung, Talent, und auf dem Sprung

 

Man muss sich plötzlich wieder mit sich selbst und seinen Stärken beschäftigen. Spätestens dann, wenn man sich über den Bewerbungsbogen krümmt. Alle drei bis fünf Jahre sollte man ohnehin den Job wechseln, raten Experten. Um andere Arbeits- und Sichtweisen, Systeme, Kollegen und Büro-Umgebungen kennenzulernen. Früher gehörte es zum guten Ton, jahrzehntelang im selben Unternehmen zu blieben. Solche Leute galten dann als besonders loyal und zuverlässig. Heute werden sie eher als Siedler verspottet. Gefragt sind Pioniere, die Ehrgeiz haben, Leistung bringen und aktiv nach Beförderungsmöglichkeiten fragen. Bekommen sie die nicht, wird gewechselt. Junge Talente sind ohnehin meist auf dem Sprung, und wenn es mit dem halbjährigen Home Office auf Bali nicht klappt, kann es schnell mal eng werden. Häufig ist ja zu lesen, dass man sich ein Zwischenzeugnis ausstellen lassen soll. Bad Idea. Es sei denn, Sie wollen mal sehen, wie Ihre Vorgesetzten aussehen, wenn sie in eine Zwiebel gebissen haben. Der Satz „Ach, Sie wollen uns verlassen“, kommt nach der Frage nach dem Zwischenzeugnis so sicher wie das Amen in der Kirche.

 

Gute und schlechte Gründen für einen Jobwechsel

 

Der Frühling wirkt als natürlicher Verstärker. Aber auch ohne ihn spielt derzeit fast jeder zweite Arbeitnehmer mit einem Jobwechsel. Über den schlechten Führungsstil, geringes Gehalt, fehlende Wertschätzung und / oder - Karriereperspektiven wird am häufigsten geklagt. Gleichzeitig malt man sich den neuen Job in den schönsten Farben aus: mehr Gehalt, bessere berufliche Perspektiven, optimale Vereinbarkeit von Familie und Beruf, tolle Abwechslung, echter Tapetenwechsel, richtige Herausforderung. Das kann schief gehen. Vielleicht haben Sie nach kurzer Zeit große Sehnsucht nach den alten Kollegen und dem alten Büro, wo dieser alte Computer stand, mit der Diddelmaus auf dem Monitor, die Sie jeden Morgen so nett angeguckt hat. Den Arbeitsvertrag kündigen ist ziemlich einfach. Ein Kündigungsschreiben ist fix formuliert, unterschrieben und abgegeben. Die Konsequenzen aber können es in sich haben. Lernen Sie also, zwischen guten und schlechten Gründen für einen Jobwechsel zu unterscheiden. Wer Ärger vermeiden will, sollte vor dem Jobwechsel einen Fragenkatalog durcharbeiten:

 

Warum haben Sie sich überhaupt für diesen komischen Job entschieden?

Was gab den Ausschlag bei der Berufswahl. Geld etwa?

Wie viel Freude macht die Arbeit?

Wie geht’s Ihnen nach Feierabend?

Kommen Sie zufrieden nach Hause und freuen sich auf den nächsten Arbeitstag?

Tun Sie das, was Sie am besten können?

Haben Sie das Gefühl, durch Ihre Arbeit einen Mehrwert zu schaffen?

Trägt ihr Job zur Verbesserung der Welt und des Klimas bei?

Hassen Sie Ihren Chef?

Oder lieben Sie Ihn etwas zu sehr?

Verstehen Sie sich mit den Kollegen wirklich gut?

Ihre Antworten können einen gewissen Hinweis darauf geben, ob sich ein Jobwechsel gegebenenfalls lohnt. Es gibt Jobs, die regelrecht krank machen. Das sind Jobs, in denen permanent Stress herrscht. Wer will in so einer Atmosphäre arbeiten? Natürlich niemand. Aber manche müssen es halt. Auch Vorgesetzte. Ist das dann ein Wunder, das der Chef ein übler Giftzwerg ist? Auch das Gegenteil von Stress ist schlecht. Denn in solchen Büros kann man den sogenannten Boreout erleiden. Tödliche Langeweile durch die immer gleichen Abläufe. Besonders toxisch sind Chefs mit unerfüllbaren Erwartungen. Lieber sofort gehen, denn selbst bei überirdischem Einsatz wird man es solchen Naturen nie recht machen können. Es macht durchaus Sinn, sich tiefer mit dem eigenen Unternehmen zu beschäftigen, denn daran lässt sich das eigene Schicksal in der Zukunft ablesen. Es gute Zeiten und schlechte Zeiten. Nehmen wir mal das Beispiel Peloton.

 

Das Peloton-Prinzip

 

Das sind diese sündteuren Fitness-Räder mit Bildschirm, auf denen Sportkurse mit notorisch aufgekratzten Trainertypen laufen, die grundsätzliche verschwitzte Gesichter und gute Laune vorspielen haben. Das Ganze sollte das Apple der Fitnesswelt werden, mit toller Community und top-designten Fitnessrädern. Schien auch zu klappen – in der Coronazeit. Im Lockdown hat man sich wenigstens dieses tolle Peloton-Bike gegönnt. Heute werden die Dinger verramscht und Peloton kämpft ums Überleben. So ändern sich die Zeiten. Das Fazit: kein Job ist ewig sicher. Märkte und Branchen ändern sich in immer schnellerer Geschwindigkeit. Also nix wie weg? Lieber noch mal nachdenken, falls Sie nicht bei Peloton arbeiten sollten. Denn einen schlechten Tag im Job hat jeder mal. Kein Grund, alles sofort aufzugeben. Der Chef war mit Ihrer Leistung unzufrieden? Jetzt sind Sie wieder böse, was? Verzeihen Sie Ihrem Chef das. Vielleicht musste er am Tag zuvor seinen Porsche in die Werkstatt bringen oder das Schweizer Internat für die Kinder hat wieder die Schulgebühren erhöht. Seien Sie mal nicht so. Haben Sie im Job richtig Mist gebaut? Der Fluchtreflex ist nachvollziehbar. Mehr Respekt bringt Ihnen aber eine schonungslose Katharsis ein, nach dem Motto, dumm gelaufen, beim nächsten Mal mach ich es besser. Denken Sie an die hohe Inflation und werden Sie demütig.

 

Schneller als ein Lauffeuer

 

Haben Sie sich zu einem Wechsel entschlossen? Also gut. Dann gilt es, sich von seinen Arbeitskollegen stilvoll zu verabschieden. Aber oft geht das schief. Der Klassiker: Chef sagt, das behalten Sie aber bitte vorerst noch für sich. Ja klar. In so einem Fall ist dann mindestens ein Kollege beleidigt. Warum hast du nichts gesagt? Weil… Egal. Macht keinen Sinn, solche Geschichten verbreiten sich in Büros ohnehin schneller als ein Lauffeuer. Hier die Tipps: Vereinbaren Sie Gespräche mit den Kollegen, die Ihnen wichtig sind, um sich von ihnen persönlich zu verabschieden. Bedanken Sie sich dabei für die Zusammenarbeit und die Zeit, die Sie gemeinsam verbracht haben. Wenn Sie möchten, können Sie auch einen Ausblick auf Ihre Zukunftspläne geben. Verfassen Sie eine Abschieds-E-Mail an Ihre Kollegen, in der Sie sich für die Zusammenarbeit bedanken und Ihre Kontaktdaten für die Zukunft angeben.

 

Tränen der Dankbarkeit

 

Wenn Sie möchten, können Sie auch kurz auf Ihre Gründe für den Wechsel eingehen. Zaubern Sie Ihren Kollegen Tränen der Dankbarkeit ins Gesicht, indem Sie sich mit einer Abschiedsfeier oder einem Abschiedsessen von ihnen verabschieden. Bringen Sie kleine Aufmerksamkeiten als Abschiedsgeschenke mit, dazu Karten mit persönlichen Worten, zum Beispiel, Wir haben uns ja immer so toll am Kopierer unterhalten. Drücken Sie Ihre Wertschätzung für die gemeinsame Arbeit aus. Denken Sie daran, dass die Menschen, mit denen Sie lange zusammengearbeitet haben, wichtige Beziehungen sind. Sagen Sie zum Abschied also unbedingt Sätze wie Man sieht sich immer zweimal im Leben. Das ist sehr originell, weil diese Formulierung noch recht unbekannt ist.

 

Geeignetes Zeitfenster fürs Gespräch

 

Zuvor müssen Sie aber noch die Königsdisziplin bewältigen, das persönliche Gespräch mit dem Chef. Sagen wir mal, um es gendergerecht auszudrücken, es ist eine männlich gelesene Person. Es kann schwierig sein, einem Vorgesetzten mitzuteilen, dass man die Firma verlassen möchte. Aber es ist wichtig, dies professionell und respektvoll zu tun. Am besten vereinbaren Sie ein persönliches Gespräch, um Ihre Entscheidung mitzuteilen. Finden Sie ein geeignetes Zeitfenster für das Gespräch, in dem der Chef ausreichend Zeit hat. In so einem Blog kann man ironisch sein, nicht aber in so einem Gespräch. Bringen Sie Ihre Entscheidung also klar, deutlich und ohne Umschweife zum Ausdruck. Sagen Sie den Satz: Ich wollte Ihnen mitteilen, dass ich das Unternehmen verlassen werde. Es ist wichtig, Ihren Vorgesetzten über die Gründe für Ihren Weggang zu informieren. Dies kann beispielsweise eine bessere Karrierechance oder eine persönliche Veränderung sein.

 

 

Im alten Hamsterrad

 

Halten Sie Ihre Gründe jedoch kurz und sachlich, ohne negative Kommentare über das Unternehmen oder Ihre Kollegen zu machen. Dass ist wichtig, damit der Chef nicht wegen Ihres Weggangs in einem Tränen-Kollaps zusammenbricht. Lassen Sie Ihm also genügend Zeit, um die Entscheidung zu verdauen und die notwendigen Schritte zu unternehmen. Bieten Sie Ihre Unterstützung an, um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten. Bedanken Sie sich für die Zusammenarbeit und die Erfahrungen, die Sie während Ihrer Zeit im Unternehmen gemacht haben. Auch wenn Sie insgeheim denken, ihr könnt mich alle mal ist es wichtig, respektvoll und professionell zu bleiben, um eine positive Beziehung zu Ihrem Vorgesetzten und Kollegen aufrechtzuerhalten. Es sei denn, Sie arbeiten bei Peloton, dem alten Hamsterrad.