BLOG: 04.01.2024

Die vollständige Rückkehr ins Büro

Home Office

Die CEOs der größten Unternehmen der Welt wissen es besser. In den kommenden drei Jahren wollen sie ihre Mitarbeiter wieder im Büro sehen. Wird „Home Office“ dann zum musealen Begriff? Von Guido Walter

Sie sind Unternehmer und können „Home Office“ nicht mehr hören und sehen? Sie wollen sich nicht mehr vorstellen, wie Ihre Mitarbeiter im Homeoffice nebenher den Haushalt erledigen, die Katze füttern, ein Fernstudium machen, renovieren und joggen gehen? Dann kommt die ultimative Studie für Sie. Die Unternehmensberatung KPMG hat in ihrem „KPMG CEO Outlook“ 2023 den CEOs der größten Unternehmen der Welt die Home Office-Frage gestellt. Das Ergebnis: Die Bosse hadern mit dem Arbeiten im Home Office und wollen ihre Mitarbeitenden wieder möglichst ins Büro holen.

Pures Home Office? Daran glauben nur drei Prozent

Das ergab eine weltweite Umfrage unter 1.325 CEOs großer Unternehmen, darunter auch 125 Firmenchefs aus Deutschland. 68 Prozent der deutschen Chefs und Chefinnen denken, dass ihre Angestellten innerhalb der nächsten drei Jahre wieder Vollzeit ins Büro zurückkehren werden. International sind davon 64 Prozent der befragten CEOs überzeugt. Lediglich rund 25 Prozent der Befragten stellen sich weiterhin hybride Arbeitsmodelle vor. Pures Home Office? Daran glauben nur drei Prozent.

Home Office als Stigma

Back to the Office lautet die Losung. Hat also die letzte Stunde für das Home Office geschlagen? Die Gegner des Konzepts jedenfalls machen mobil. Und sie locken mit einem Klassiker: der Gehaltserhöhung. Um eine möglichst hohe Präsenz am Arbeitsplatz zu schaffen, setzen drei von vier deutschen CEOs auf mehr Gehalt oder Beförderungen. Das heißt, wer sich öfter blicken lässt, bekommt mehr Kohle oder steigt auf. Das klingt natürlich clever. Präsenz ist der neue Dienstwagen. Beim Prestige bleibt es ja nicht. Denn wenn es wirklich so kommt, werden Heimarbeiter ein Stück weit stigmatisiert. Was? Du arbeitest von zuhause aus? Und kannst deine Miete noch zahlen? Bei größeren Betrieben könnte man eine spezielle Kreditkarte einführen, die sich immer dann auflädt, wenn man den Eingang passiert hat. Übrigens sind die internationalen Chefs mit 87 Prozent noch stärker dazu bereit, Präsenz mit Geld und Karriere zu belohnen.

Klare Kommunikation ist der Schlüssel

Die Entscheidung, Mitarbeiter aus dem Homeoffice zurück ins Büro zu bringen, führt aber zu weitergehenden Überlegungen, die über Gehalts- und Aufstiegsfragen hinausgehen. Back to office erfordert eine sorgfältige Planung und Umsetzung. Unternehmen sollten einige Schritte und Maßnahmen ergreifen, wenn sie ihre Mitarbeiter motivieren wollen, ins Büro zurückzukehren. Klare Kommunikation ist hierbei der Schlüssel. Stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Mitarbeiter frühzeitig und transparent darüber informieren, warum Sie sie zurück ins Büro holen möchten. (Warum wohl?). Teilen Sie die Gründe, Ziele und den Zeitplan für die Rückkehr mit.

Locken Sie mit hybriden Arbeiten

Wir wissen ja, dass Sie Ihre Leute am liebsten ganz wieder bei sich im Büro haben wollen. Sie sind ein herzensguter Mensch und lieben Menschen. Beißen Sie sich aber nicht auf die Zunge, wenn Sie „hybrides Arbeiten“ aussprechen müssen. Diese Möglichkeit der Kombination aus Büro- und Homeoffice-Arbeit sollten Sie Ihren Mitarbeitern zumindest anbieten. Das verschafft Ihnen Zeit, um sie zur vollständigen Rückkehr ins Büro zu überreden. Damit demonstrieren Sie auch, dass sie die Bedürfnisse und Präferenzen Ihrer Mitarbeiter berücksichtigen. Setzen Sie sich in einer ruhigen Stunde auf ein Kissen, atmen Sie dreimal ein und aus, und sagen Sie dann: „hybrides Arbeiten“. Und denken Sie an den Trick aus den Stellenanzeigen. Teilzeit anbieten und dann zu Vollzeit überreden.

Immer die gleiche alte Tretmühle

Fatal ist, wenn der zurückkehrende Mitarbeiter das Gefühl hat, dass sich nichts geändert hat. Wenn er oder sie gelangweilt rumsteht und denkt, immer die gleiche alte Tretmühle. Am besten ist eine gründliche Neugestaltung der Büroräume nach modernen Erkenntnissen aus Design und Ergonomie. Das schreiben wir, wie Sie sich denken können, aus völlig uneigennützigen Gründen. Nur ein Büro, das nach der elenden Corona-Zeit den Glanz eines Neubeginns verströmt, ist ein gutes Büro. Stellen Sie zumindest sicher, dass die technische Infrastruktur im Büro auf dem neuesten Stand ist, um reibungslose Arbeitsprozesse zu gewährleisten.

Boni, Gesundheitsleistungen, Vergünstigungen

Denken Sie daran, dass sich viele Ihrer Mitarbeiter in den Krisenjahren zu Eigenbrötlern entwickelt haben. Darauf müssen Sie eingehen. Bieten Sie also Anreize, um Mitarbeiter zu motivieren. Das können Boni, Gesundheitsleistungen, Vergünstigungen, flexible Arbeitszeiten oder andere Belohnungen sein. Wichtig ist das Erfassen und die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse: Jeder Mitarbeiter hat unterschiedliche. Versuchen Sie, individuelle Vereinbarungen zu treffen, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter sich bei der Rückkehr ins Büro wohl fühlen.

Team-Building-Aktivitäten ja, aber nicht immer die gleichen

Weiterbildung ist heute wichtiger denn je. Bieten Sie Schulungen und Entwicklungsmöglichkeiten auch im Büro an. Dies kann die Fähigkeiten und Karrieremöglichkeiten der Mitarbeiter verbessern und ihnen einen Anreiz bieten, ins Büro zurückzukehren. Persönliche Interaktion und Teamarbeit sind heute ebenfalls bedeutsamer denn je. Veranstalten Sie also regelmäßig Team-Building-Aktivitäten und fördern Sie die Unternehmenskultur. Und machen Sie mal etwas anderes als den Kletterpark oder die Kegelbahn, sonst kommt Langeweile auf.

Sich im Büro zeigen

Ihre Mitarbeiter jammern nur? Werden Sie zum Guru und Coach in Personalunion und hören Sie einfühlsam zu, wenn Mitarbeiter Bedenken und Anregungen haben.

 Und gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Lassen Sie Ihre Golfschläger Golfschläger sein und zeigen Sie sich regelmäßig im Büro, auch nach 18 Uhr. Das motiviert die Mitarbeiter und baut Vertrauen auf. Und „Home Office“ wird vielleicht irgendwann nicht mehr im Duden stehen.