BLOG: 01.12.2021

Bepflanzung im Büro: Post-Pandemie ganz grün

Das nachhaltige Büro

Büros sollen nach dem Corona-Schock umweltbewusster, gesünder und insgesamt grüner werden. Das fängt in den Unternehmen bei der Bepflanzung in den Räumen und am Gebäude an.

Wer sich intensiv mit New Work beschäftigt, stößt regelmäßig auf eine ganze Reihe von Buzzwords, unter denen eines herausragt: Nachhaltigkeit. Alles soll heutzutage nachhaltig sein, und davon ist die Bürowelt auch betroffen, denn Arbeitsmaterialen, Möbel, Methoden und Geschäftsreisen müssen heute vor allem eines sein: nachhaltig. Nach diesen Zeilen sollte dieser Artikel eigentlich ohne das Wort „nachhaltig“ auskommen. Aber an dieser Stelle gleich das Geständnis: es hat nicht geklappt.

 

Betriebsräume attraktiver machen

Der Büroalltag soll heute umweltbewusster, gesünder und insgesamt grüner werden. Viele Unternehmer haben sich in der Lockdown-Zeit Gedanken gemacht, wie sie ihre Betriebsräume für die Zeit der Rückkehr attraktiv gestalten können. Ihre Überlegungen fangen bei der Bepflanzung in den Räumen und am Gebäude an, hören aber nicht damit auf.

 

Die richtige Beleuchtung

Nachhaltiges Arbeiten, um es mal wieder gesagt zu haben, ist gleichbedeutend mit Gesundheit am Arbeitsplatz. Grün soll es sein, und natürlich hell. Wenn kein ausreichendes Tageslicht zur Verfügung steht, können LED-Lampen zum Einsatz kommen. Sie haben den Vorteil, hell und ohne lange Wartezeit zu leuchten. Neben der richtigen Beleuchtung tragen Pflanzen zum Wohlbefinden bei, sie spenden Feuchtigkeit und verbessern das Raumklima.

 

Das grüne Herz schlägt höher

Hier kann man durchaus auf die Kreativität und Ideen der Mitarbeiter setzen und ihnen für die Bepflanzung ihres individuellen Bereichs einen kleinen Etat zur Verfügung stellen. Denn die Zimmerpflanze vom Baumarkt in die Ecke zu stellen macht ein Büro nicht gleich, Sie ahnen es, nachhaltig. Heute gibt es moderne Systeme, mit denen Pflanzen zum Teil sogar via App bewässert werden können; Eine Zierde für jedes Büro und auch ein Hingucker für junge Mitarbeiter, die das grüne Herz höher schlagen lassen.

 

Grüne Sphäre bei Amazon

Was alles möglich ist, zeigt Amazon. Der E-Commerce-Gigant hat in seinem Headquarter in Seattle die „Spheres“ geschaffen, ein Ensemble aus drei riesigen Glaskugeln, in denen unter anderem ein  botanischer Garten untergebracht ist, der aber nicht zum Lustwandeln gedacht ist, sondern als echter Arbeitsplatz fungiert. Für die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist es durchaus zuträglich, dass sie nicht auf kahle Wände, Aktenschränke oder Regale schauen müssen, sondern auf Pflanzenwelten.

 

Gnadenlos grün

Zur Steigerung der Harmonie tragen zudem kleine Flussläufe bei, sogar an einen Wasserfall hat Amazon gedacht - immerhin wurde das Unternehmen nach dem größten Fluß Südamerikas benannt. Ursprünglich wollte Jeff Bezos seine Firma Relentless nennen (englisch für „unbarmherzig“, „unerbittlich“, „gnadenlos“). Gut, dass er es nicht getan hat, denn dieser Begriff würde heute als wenig nachhaltig gelten.

 

Handfeste gesundheitliche Aspekte

Zurück zum grünen Büro-Ambiente, das nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch handfeste gesundheitliche Aspekte hat. Pflanzen produzieren Sauerstoff, und dadurch wird die Luft rein, was wiederum die Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeiter steigert. Pflanzen bauen zudem Gefahrstoffe wie Formaldehyd, Benzol, Aceton oder Nikotin ab. Neben der direkten Bepflanzung setzen viele Firmen auch auf spezielle Rückzugsbereiche, kleine Grünzellen zum Auftanken zwischendurch. Wie wichtig Pflanzen im Büro und auch im Home Office sind, zeigen Mitarbeiterbefragungen in vielen Unternehmen.

 

Klagen über schlechte Luft

Denn nicht nur in den typischen Großraumbüros ist das schlechte Klima einer der Hauptkritikpunkte und damit ist ausnahmsweise nicht das Betriebsklima gemeint. Klimaanlagen sind oft nicht gut eingestellt, und für Zugluft und eine zu geringe Luftfeuchtigkeit verantwortlich. Beklagt wird auch eine allgemein schlechte Luftqualität, elektrostatische Aufladung und Temperaturschwankungen. Eine Studie des BKK Bundesverbands kam zum Schluss, dass diese Faktoren Erkrankungen der Atemwege beeinflussen, die wiederum eine der häufigsten Gründe für Arbeitsunfähigkeit sind.

 

Auf Platz eins bei BMW: das „Pflanzenbüro“

Der Autohersteller BMW hat dazu ein Modellprojekt gestartet, in dem ein sogenanntes „Pflanzenbüro“ gegen andere Büros mit weniger Bepflanzung und einem Büro ohne Begrünung und Fensterbelüftung, aber mit raumlufttechnischer Anlage antrat. Wenig überraschendes Fazit: das grüne Büro entpuppte sich sehr schnell als bevorzugter Arbeitsort der Mitarbeiter, die sich darin wohler und entspannter fühlten, den verringerten Schallpegel lobten und motivierter waren. Messungen bestätigten diese Einschätzungen. Die Luftqualität im Pflanzenbüro war besser, ebenso die Luftfeuchte, CO2- und Keimbelastung, Gefahrstoffkonzentration und Akustik.

 

Wer die Natur liebt, der lässt sie möglichst in Ruhe

Was drinnen funktioniert, geht auch außen. So wurde das „CaixaForum“ des drittgrößten Kreditinstituts in Spanien durch den vertikalen, an einer Hauswand gepflanzten Garten von Patrick Blanc zum Hingucker. Die Konstruktion beherbergt rund 15.000 Pflanzen und verbessert nicht nur das Kleinklima, sondern auch das Image der Sparkasse La Caixa. Im Wald zu wohnen, ist möglicherweise eine gute Art, die Liebe zur Natur auszudrücken. Aber im Betondschungel zu wohnen ist sehr viel ökologischer. Wer die Natur liebt, der lässt sie möglichst in Ruhe, sagt Harvard-Professor Edward Glaeser in seinem Buch „Triumph of the City“.

 

Nutzer der begrünten Fassaden

Sichtbares und für das Klima nützliches Grün, darauf zielt auch die Strategie zur Fassadenbegrünung, die eine zunehmende Zahl von Unternehmen verfolgen. Mit der Begrünung von Bauwerksfassaden und Dächern können die Folgen des Klimawandels wie Hitze und Starkregen, aber auch Beeinträchtigungen durch Feinstaub und Lärm gemindert werden. Mit begrünten Fassaden lassen sich theoretisch ganze Straßenzüge runterkühlen.

 

Farne, Gräser oder Moose sind geeignet

Besonders spektakulär, aber auch aufwändiger als die gängige Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen sind Vertikal-Beete, wie sie im CaixaForum zu sehen sind. Bei ihnen wird ein gleichzeitig als Bewässerungssystem dienendes Gewebe an die Außen- oder Innenfassade aufgehängt. Daran befestigte Kübel, Pflanztaschen oder kissenartige Behälter werden anschließend mit Pflanzsubstrat befüllt. Farne, Gräser oder Moose eignen sich dafür in Mitteleuropa besonders. Wegen möglicher Fröste können ohnehin nur Pflanzen verwenden werden, die der Kälte standhalten. Angesichts dieser Wetter-Hypothek ist es wenig erstaunlich, dass die Vertikal-Beete zunächst eine Region mit optimalen klimatischen Bedingungen eroberten: Südostasien.

 

Supergrün: Singapur

Ganz weit vorn ist Singapur. Der Stadtstaat will seine Bewohnerzahl trotz limitierter Fläche verdoppeln und hat im Rahmen des Projekts „City in a Garden“ Firmen eingeladen, Begrünungskonzepte für Hochhausfassaden zu entwickeln. Der reiche Stadtstaat kann es auch verschmerzen, dass die Modulsysteme bis zu 1000 Euro pro Quadratmeter kosten können. Die laufenden Kosten hängen aber auch stark von der Stockwerkhöhe ab – sie sind für Unternehmen mit einer geringen Zahl von Stockwerken also eher finanzierbar.

 

Merck setzt auf vertikale Gärten

Wer den Aufwand nicht scheut, wird nicht nur mit dem schönen Anblick, sondern auch einem verbesserten Kleinklima belohnt. Das geht auch in Innenräumen, wie ein vertikaler Garten im Miniformat beim Pharmaunternehmen Merck zeigt. Ins Gespräch bringt man sich als Unternehmen damit auf jeden Fall. Wenn man als Unternehmen im Wortsinn seine grüne Seite vorzeigt, wird auch dem letzten Besucher klar: hier geht es um Nachhaltigkeit.