BLOG: 15.12.2021

Bäume zum Durchatmen

Das nachhaltige Büro

Der Traum der neuen Stadtgeneration: Nationalparkähnliche Anlagen im städtischen Raum. Fischotter, die durch städtische Flussbette schwimmen. Füchse, die beim Nachmittagskaffee vorbeischauen. Steinmarder, die es sich in Firmenautos gemütlich machen. Halt, was? Bäume und begrünte Hausfassaden, die unser Lebensumfeld mit reiner Luft speisen, und so aus grauen Großstädten grüne Büro-Oasen machen. Da sitzen Sie und arbeiten remote.

Befindet sich vor Ihrem Haus und im Büro, in dem Sie arbeiten ein Baum oder gar eine Baumallee? Vielleicht wäre es an der Zeit, diesen Baum mal zu umarmen und ganz laut ‚Danke‘ zu denken. Da können die Kollegen in der Mittagspause ruhig zuschauen – weil in Zeiten wie diesen ungewöhnliche Taten völlig in Ordnung sind – und vielleicht wird das zum täglichen Ritual in Deutschland und Quelle eines Werbespots, der dann viral geht. Danke, Baum, dass Du uns rettest – könnte so eine Tagline eines Werbespots lauten. Was viele nämlich nicht wissen: Ein einzelner Baum nimmt messbar Ein­fluss auf die Witterung in Ihrer unmittelbaren Umgebung. Parken Sie Ihr Auto im Winter unter einem Baum, dann frie­ren die Scheiben nicht so schnell zu. Die Baumkrone schützt wie ein Decke.

Im Sommer ist es genau umgekehrt, denn der Baum kühlt. Einerseits durch den Schatten, den die Baumkrone auf Sie wirft, anderseits durch die Verdunstung von Wasser, die der Baum speichert. Span­nen Sie an einem heißen Sommertag 2022 einen Sonnenschirm auf und setzen sich darunter. Und dann setzen Sie sich zum Vergleich unter einen Baum. Sie werden den Unterschied fühlen. Eine alter Baum kann Hunderte Liter Wasser über seine Blätter abgeben. Wasser, das zur Verdunstung Wärmeenergie aus der Umgebungsluft verbraucht. Dasselbe passiert, wenn Sie schwitzen und sich dabei abkühlen.

 

Remote im Wald

Die finnische Stadt Lahti wollte ihre Bewohner dazu anregen, die beruhigende Wirkung der Natur zu genießen, und richtete daher in den Waldgebieten der Stadt Remote-Arbeitsplätze ein, die für jedermann kostenlos nutzbar sind.

Die Workstations wurden in Zusammenarbeit mit der Kreativagentur TBWA\Helsinki und der finnischen Designfirma Upwood hergestellt. Sie umfassen einen Telefon- und Getränkehalter, einen Laptopbereich, einen Platz für Stifte und einen Platz zum Aufhängen einer Tasche oder Handtasche. Die Arbeitsplätze werden so an Bäumen befestigt, dass sie beim Auf- und Abbau nicht beschädigt werden.

Viele Firmen laden ihre ganze Mannschaft in den Wald zum Arbeiten ein. Da heißt es dann "Green-Office" statt Home Office, wenn die Mitarbeiter ihr Büro zeitweise in die Natur verlegen

Bürger als Baumpfleger

Quid pro quo – Bürger wollen jetzt auch den Bäumen etwas zurückgeben. Und neue Zeiten erfordern neue Jobs. Nicht nur die Digitalisierung, auch der Klimawandel schafft neue Beschäftigungsfelder. Millionen an Bäumen müssen in Deutschlands Städten gepflegt, gegossen, geschnitten und anderweitig versorgt werden.

Zur Erhaltung dieser Stadtbäumen hat die Beteiligung von Bürgern z.B. in New York City einen Boom ausgelöst: Stadtbewohner belegen Kurse, um offizielle Stadtbaumpfleger zu werden. In Berlin ruft die Stadtverwaltung die Anwohner seit mittlerweile vier Jahren dazu auf, im Sommer die Bäume vor ihrer Haustür zu gießen. Zudem können Bürger Genehmigungen für die Pflege von Baumbeeten beantragen. Da ist gutes Karma vorprogrammiert. Der Baum und der Mensch - es wird in der Zukunft ein gegenseitiges Geben und Nehmen sein. Wir fassen zusammen: Bäume regulieren das städtische Mikroklima. 

  • Sie filtern die Luft und absorbieren CO2,
  • senken hohe Temperaturen und verhindern dadurch den Hitzeinsel-Effekt
  • saugen über ihre Wurzeln viel Wasser auf und vermindern die Gefahr von Sturzfluten nach Starkregen-Ereignissen
  • fördern die psychische Gesundheit der Städter – sie stillen unser tiefsitzendes Bedürfnis, Natur um uns zu haben.

Materialien aus Holz

Bei den Materialtrends hieß es in letzter Zeit „zurück zu den Wurzeln“. Das bedeutet natürliche, langlebige Materialien, wie Stein, Marmor, Holz und Keramik ins Haus und Büro zu holen. Das Thema Holz zieht sich auch in der Werbung durch unterschiedliche Produktkategorien und schärft das Bewußtsein, was dieser Rohstoff alles kann.

Forscher am „Massachusetts Institute of Technology (MIT)“ arbeiten bereits an alternativen Ansätzen zur Holzgewinnung. Sie wollen holzartige Strukturen im Labor züchten. Interessant ist diese Idee vor allem, weil dadurch weniger Bäume gefällt werden müssten. 

Aus Holz wird Garn

Die Firma Wijld aus dem deutschen Wuppertal stellt T-Shirts aus Holz her. Die sogenannten Woodshirts werden in einem aufwändigen Prozess aus Holzfasern hergestellt. Basis dafür ist Holz verschiedener Laub- und Nadelbäume, die unter anderem aus Deutschland, Österreich oder Tschechien stammen, jedoch allesamt aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Das bedeutet, dass für jeden Baum, der gefällt wird, ein neuer gepflanzt wird. Aus einem 1-Kilo-Holzscheit entstehen übrigens vier T-Shirts.

Wenn wir unseren Großeltern erzählt hätten, dass wir mal aus einem Baum ein T-Shirt machen werden, hätten sie vermutlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Wie geht das also? Das Holz wird zu kleinen Schnipseln verarbeitet und mit einem Lösungsmittel vermischt, damit sich die Zellulose herausgelöst. Nach diesem Schritt entsteht eine honigartige Masse, die durch Spinndrüsen gepresst wird, sodass man als Ergebnis dann feine Fasern erhält. Diese werden geblichen, gereinigt und getrocknet und zu Garn weiterverarbeitet. Und aus dem Garn werden T-Shirts gewebt.

 

Die Eigenschaften des Holzes lassen sich gezielt steuern

Theoretisch ist es auch denkbar, eine Art Bio-Tinte herzustellen, die dann von einem speziellen 3D-Drucker zum Einsatz gebracht wird. Auf diese Weise könnten dann auch komplexere Strukturen in einem Stück produziert werden. So sprechen die Forscher beispielsweise von einem Tisch, der ohne Dübel, Schrauben oder Leim auskommt. Im Idealfall kann so im Labor Holz produziert werden.

Unternehmen pflanzt Bäume für Mitarbeiter und Kunden 

Wo die einen Bäume abholzen, pflanzen die anderen Neue. Im malerischen österreichischen Waldviertler Ort Weinern gibt es ein Immobilienprojekt der etwas anderen Art. Auf einer Fläche von 4.000 m² entsteht der „OTTO Immobilien Lebenswald“. Es ist ein nachhaltiges Aufforstungsprojekt, das in Kooperation mit „Wald4Leben“ auf kahlen Waldflächen Bäume pflanzt und so den Aufbau eines klimabeständigen und biodiversen Mischwaldes in der Region unterstützt.

Die ersten 160 Baumjungpflanzen sind den MitarbeiterInnen von OTTO Immobilien und jenen KundInnen gewidmet, die das Unternehmen in den letzten Monaten auf Google bewertet hatten. Für jede Bewertung auf Google verpflichtet sich das Unternehmen, weiterhin Bäume zu spenden. Gepflanzt werden Laubbäume, Nadelbäume und Obstbäume, abhängig davon, was in der Region an Vielfalt benötigt wird. 

Wir werden wohl in Zukunft immer mehr solcher Projekte sehen. Firmen, deren CSR Aktivitäten in Richtung Klimaschutz gehen. Dazu gehören Baumpflanzungen genauso wie Strategien zur Renaturierung versiegelter Flächen. Beim Pflanzen von Bäumen bleibt es dabei nicht. Metropolenschreiber, Künstler und andere Kreative schreiben die Geschichten dazu.