BLOG: 08.09.2022

Energiesparen im Büro

Energie sparen

Das bestimmende politische Thema des Jahres ist der Krieg in der Ukraine. Für uns bedeutet das steigende Strom- und Heizkosten. Wie gehen wir mit dem Energiesparen im Büro um? Laut Studien lassen sich über 70 % der Stromkosten am Arbeitsplatz einsparen. Weniger heizen, weniger beleuchten: Überall in Deutschland lautet der Aufruf 'Energiesparen!'.

Die Energiemanager deutscher Stadtverwaltungen sind dieser Tage nicht mit der Planung von Oktoberfesten beschäftigt. Stattdessen mit der unbeliebten Aufgabe zu berechnen, wie man die Temperaturen in Büros und Schwimmbädern senkt, welche Ampeln und Gebäudebeleuchtungen man abschalten könnte und vielleicht, wenn es darauf ankommt, den geliebten, aber energieintensiven Brauereien in Bayern den Stecker zu ziehen.

 

Wohin geht die Energie in Büros?

Der Großteil der Energie wird in den kalten Herbst- und Wintermonaten für die Beleuchtung, elektronische Geräte, Heizung, Kühlung, Wasserverbrauch in den meisten Büros aufgewendet. Kühlung im Winter? Nun, sowohl in einem Rechenzentrum als auch in kleinen Serverräumen geht die elektrische Leistung, die vom Stromnetz oder der USV-Anlage an die Server abgegeben wird, in Wärme über. Dazu werden Räume noch immer rund um die Uhr mit Umluftkühlgeräten und das sehr kostenintensiv gekühlt. So gibt es für den einzelnen Nutzer eines Server-Raumes eine hohe monatliche Stromrechnung und es entsteht weltweit betrachtet, ein gewaltig hoher Energiebedarf (Stromverbauch) für Server-Räume. Aber wie können Unternehmen und ihre Angestellten die Energieeffizienz am Arbeitsplatz nun erhöhen?

 

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier

Es wird immer jemanden geben, dem es in einem Besprechungsraum oder Büro zu kalt oder zu heiß ist. Dieselbe Person kann an anderen Tagen eine ganz andere Empfindlichkeit gegenüber derselben Temperatur haben. Das ist nun mal so. Manchmal besteht die Lösung darin, Mitarbeiter je nach Temperaturpräferenzen in andere Bereiche des Gebäudes zu verlegen. Der Schlüssel zum Erfolg ist, freundlich und respektvoll zu sein und den Mitarbeitern zuzuhören. Wenn wir das tun, stellen wir oft fest, dass die Kollegen dieses Verhalten erwidern und mitmachen - whatever it takes. 

 

Kombi- und Netzwerkgeräte verwenden

Viele Büros verwenden noch immer einen separaten Drucker und Kopierer. Manche gar noch ein Fax. Das verschwendet viel Energie, da diese Geräte meist nur in den Standby-Modus geschaltet werden. Investieren Sie in ein Multifunktionsgerät, das mit dem büroeigenen Wlan-Netzwerk verbunden werden kann.  Somit kann jeder Mitarbeiter seine Ausdrucke bequem von seinem Schreibtisch aus in Auftrag geben. Es empfiehlt sich heute ohnedies, so wenig wie möglich auszudrucken. Wenn ich in den Nachrichten höre, dass bestimmte Rechtsfälle heute noch 2.500 Ordner füllen, raste ich innerlich aus. Schon mal vom digitalen Büro gehört?!

 

Alles ausschalten, was man nicht benötigt

Viele lassen ihre Bildschirme oder Laptops im Ruhezustand, wenn sie Feierabend machen. Tipp: Verwenden Sie Steckdosenleisten mit Schalter. Diesen können Mitarbeiter am Ende des Arbeitstages betätigen und schon ist die Stromversorgung für alle angeschlossenen Geräte abgeschaltet. Bei einem einzigen Mitarbeiter mag das herzlich wenig nutzen, aber bei 20, 150 oder gar 500 Angestellten lässt sich so eine Menge Energie im Büro sparen. Sie könnten auch alternativ einzelne Steckdosen verwalten. Seit viele Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten, schalten sich die Steckdosen mancher Unternehmen jeden Abend automatisch aus und bleiben ausgeschaltet, bis sie jemand wieder einschaltet. Diese Maßnahme allein hat in einem Forschungsinstitut zu einer Reduzierung des gesamten jährlichen Energieverbrauchs des Gebäudes um 2 Prozent geführt. Der Energieverbrauch in Gebäuden sollte heute sowieso schon an eine flexibel arbeitende, zeitweise geringer präsente Belegschaft angepasst werden und so der Zeitplan für Heizung, Beleuchtung und Klimaanlage.

 

Künstliches Licht tagsüber reduzieren

Zwar ist es im Winter vielfach dunkel, doch nicht immer müssen alle Lampen im Büro kontinuierlich eingeschaltet sein. Wenn das Tageslicht ausreicht, können Sie das Licht teilweise oder sogar vollständig ausschalten. LED-Leuchtmittel sind die effizienteste und energiesparendste Variante in der aktuellen Lichttechnik. Daher sollten Sie dafür sorgen, dass in allen Räumen Ihres Büros ausschließlich LEDs verwendet werden.

 

Die neuen Regeln

Seit dem 1. September 2022 gelten in Deutschland strikte Vorgaben zum Energiesparen. Die neue Energiesparverordung regelt Maßnahmen, um bundesweit den Verbrauch von Strom und Heizwärme zu senken. Unter anderem dürfen öffentliche Gebäude ab September nur noch bis maximal 19 Grad beheizt werden. Die Vorgaben gelten bis Ende Februar 2023. Die neuen Regeln sind in der Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung durch kurzfristig wirksame Maßnahmen (EnSikuMaV) zusammengefasst, die zum Beispiel die Raumtemperatur in öffentlichen Büros begrenzt. Und auch für den privaten Bereich sieht die Verordnung Maßnahmen vor. Ein zweiter Schwung von neuen Regeln soll ab dem 1. Oktober 2022 gelten. Was ist ab jetzt geboten und was verboten?

 

Maßnahmen für öffentliche Gebäude

  • Öffentliche Gebäude (also auch Büros in öffentlichen Gebäuden) dürfen nur noch bis höchstens 19 Grad geheizt werden. Das gilt, wenn die Menschen in den Räumen vorwiegend sitzen.
  • In öffentlichen Gebäuden, in denen Menschen vorwiegend stehen oder gehen, darf nur bis 18 Grad geheizt werden.
  • Wo körperlich schwere Tätigkeiten ausgeübt werden, darf nur bis 12 Grad geheizt werden.
  • Durchgangsbereiche (Flure, Foyers oder Technikräume) werden nicht mehr geheizt, außer dies ist aus sicherheitstechnischen Gründen notwendig.
  • Ausnahmen gibt es für Kliniken, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Schulen und Kindertagesstätten oder weitere Einrichtungen, bei denen höhere Lufttemperaturen in besonderer Weise zur Aufrechterhaltung der Gesundheit der sich dort aufhaltenden Personen geboten ist.
  • Auch das warme Wasser zum Händewaschen wird abgestellt – solange dies nicht aus hygienischen Gründen vorgeschrieben ist.
  • Die Beleuchtung von Gebäuden und Denkmälern aus rein ästhetischen oder repräsentativen Gründen wird ausgeschaltet.
  • Beleuchtete Werbeanlagen müssen zwischen 22 und 16 Uhr dunkel bleiben – wenn sie nicht zu Sicherheitszwecken nötig sind wie etwa an Haltestellen und in Bahnhofsunterführungen

 

 Maßnahmen für den privaten Bereich

  • Klauseln in Mietverträgen, die eine bestimmte Mindesttemperatur vorsehen, werden vorübergehend ausgesetzt.
  • Vermieter und Versorger, deren Gebäude mit Gas beliefert werden, sollen ihre Mieter bis 30. September informieren über den erwarteten Energieverbrauch, dessen Kosten und mögliche Einsparmöglichkeiten.
  • Private Pools, ob drinnen oder draußen, sollen nicht mehr mit Gas und Strom geheizt werden dürfen. Ausnahme: Die Beheizung ist zwingend notwendig für therapeutische Anwendungen. Von dem Verbot ausgenommen sind Becken in Schwimmbädern, Hotels, Reha-Zenten und ähnlichen Einrichtungen.

 

Kalt ist eh gesünder

Entfernt werden sollen Regale oder schwere Vorhänge, die die Wirkung von Heizkörpern einschränken können. Wenn kein Bedarf besteht, sollen Lichter abgeschaltet und Geräte im Standby abgedreht werden. Weiters gilt in Nassräumen: Kalt Hände waschen und geputzt werden soll schon demnächst nur noch mit kaltem Wasser. Energiesparprogramme sollen Büros zum Energiesparen bewegen – durch weniger Heizen, einen geringeren Stromverbrauch, weniger Dienstreisen und Bewusstseinsbildung. Kleiner Wermutstropfen: Ob kalt Händewaschen oder duschen - es hilft Ihrer Durchblutung und dem Aufbau Ihrer Abwehrkräfte. Mein Patensohn duscht seit 5 Jahren nur mehr kalt. Der war seither nicht mehr krank. 

 

Kreative Einsparpotenziale

Neue Regeln bieten neue Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Das neue Marketingtool sind nicht FFP2 Masken mit Firmenlogo, sondern Wärmeflaschen, Hand- und Fußwärmer, Thermoskannen, sowie Pullis, Hauben und Schals, die Angestellte am Schreibtisch wärmen. Wir könnten tagsüber wieder enger zusammenzurücken, wie unsere Großeltern das in den Nachkriegsjahren handhabten – das Synonym ‚Lagerfeuer‘ im Büro könnte plötzlich eine ganz neue Bedeutung bekommen. Grins.

Wir werden innovative Energiesparmaßnahmen wie jene von StudentInnen im Rahmen von Energiespar-Fördercalls sehen, die unter anderem WLAN-Signale nutzen wollen, um festzustellen, ob sich am Abend oder am Wochenende Personen in Gebäuden befinden. Den Ergebnissen entsprechend könnten das Licht und die Heizung bedarfsgerecht geregelt werden. 

Wer sich bewegt, dem wird schneller warm. Motivieren Sie Ihre Belegschaft, die Treppen anstelle des Lifts zu nehmen, nicht stundenlang vor dem Computer zu sitzen, sondern regelmäßig kurze Spaziergänge an der frischen Luft zu machen. Vielleicht kommen jetzt auch die Pelzmäntel von Oma wieder zum Einsatz oder werden zumindest umgeschneidert auf schicke Retroschals.