BLOG: 25.09.2024
„Wir haben viele instagramable Spots geschaffen“
Büro DesignDie neue Repräsentanz von Warner Music im Schicklerhaus in Berlin-Mitte ist ein kreatives Hub, in dem Künstler Songwriter, Mitarbeitende und Partner des Entertainmentkonzerns sich treffen, Ideen austauschen und miteinander vernetzen können. Von der Planungsphase über die Gestaltung bis zur schlüsselfertigen Abnahme war GRAEF für das anspruchsvolle Projekt verantwortlich. Ein Interview mit Thomas Köhler, der federführend darin beteiligt war. Von Guido Walter
Hallo Thomas, erkläre uns doch bitte erstmal, was dieses Projekt so besonders macht.
Gerne. Das Besondere war, dass wir für Warner Music unser gesamtes Leistungsspektrum vollständig nutzen konnten. Das heißt, von der ersten Idee über die Analyse, die Immobiliensuche, die Vertragsabwicklung mit dem Vermieter, das Interiordesign, die Möbelauswahl bis hin zur letzten App gesteuerten LED-Leuchten im WC. Wir haben also nicht nur das Design und die Möbel geliefert, sondern auch den gesamten Analyseprozess von Anfang an begleitet. Warner Music zu beraten und ein zukunftsfähiges Büro zu schaffen, war wirklich eine spannende Herausforderung. Ich war insgesamt drei Jahre an diesem Projekt beteiligt, obwohl die eigentliche Hauptarbeit daran zwei Jahre gedauert hat. Ich habe mich gefreut die Gesamtverantwortung getragen zu haben und gemeinam mit dem GRAEF Team.
Kannst du uns etwas über dich und deine Ausbildung erzählen und vielleicht das, was du davon einbringen konntest?
Ich bin ursprünglich Betriebswirt, was vielleicht auf den ersten Blick eher langweilig klingt. Aber für mich bedeutet es nicht nur, auf Zahlen und Kosten zu achten, sondern Sachen hundertprozentig zu machen, Intensität und Leidenschaft für Professionalität einzubringen. Ich habe eine Affinität zu Architektur, was auch die Verbindung zu GRAEF erklärt. Unser Erfolg lag in der Leidenschaft des gesamten Teams, wir waren immer bereit, die Extra-Meile zu gehen, egal ob bei einzelnen Details oder wichtigen Grundsatz-Entscheidungen.
Wie würdest du Leuten, die nicht daran beteiligt waren, ein kreatives Hub beschreiben?
Einfach gesagt ist es eine Fläche, die kreative Arbeit ermöglicht. Es besteht aber nicht nur aus Arbeitsplätzen, sondern bietet vielfältige Möglichkeiten wie eine Stage, eine Bar und Lounge-Bereiche. Nur etwa 30 Prozent sind Tische, alles Andere sind Bereiche, die für kreatives Arbeiten und die Inspiration gedacht sind.
Wie habt ihr es geschafft, diese verschiedenen Nutzungsoptionen zu vereinen?
Die Balance zwischen klassischen Arbeitsplätzen und kreativen Bereichen war in der Tat eine Herausforderung. Wir haben „laute“ Elemente wie die Bar und die Stage soweit möglich von den Arbeitsplätzen getrennt. Aber zugegebenermaßen sollten sie auch Teil des Ganzen sein. Einzelräume helfen, den Sound draußen zu halten, aber sobald man hinaustritt, ist man wieder mitten im Geschehen.
Habt ihr nur die Indoor-Flächen gestaltet oder gab es auch eine Außenfläche?
Wir haben ca. 1.500 Quadratmeter innen und 600 Quadratmeter Außenfläche gestaltet. Die Terrassen sind im Sommer extrem wichtig. Sie sind mit Lounge-Möbeln und Musik ausgestattet. Weil da oben auch mal ein starker Wind gehen kann, sind die Schirme besonders stabil, sie halten Windgeschwindigkeiten von bis zu 60 km/h aus.
Konntet ihr alles bauen, was ihr geplant habt?
Nicht alles. Wir wollten ursprünglich auch auf der Terrasse eine Bühne einrichten, was aber aus behördlichen Gründen nicht möglich war. Wir haben ja auch Nachbarn hier.
Spiegelt das Design die Verbindung zu Musik und Kunst wider?
Absolut. Die Stage mit ihrer speziellen Wellenform und Beleuchtung ist ein echtes Highlight. Sie ist bei Künstlern schon jetzt sehr sehr beliebt und wird oft auf Instagram geteilt. Das war eine angenehme Überraschung.
Entertainment zu produzieren, ist auch eine technische Herausforderung. Auf welche Innovationen habt ihr da gesetzt?
Wir haben mit einem Technikpartner gearbeitet und unter anderem einen Dolby-Atmos-Raum und große Screens installiert. Die technische Ausstattung ermöglicht hybride Listenings, bei denen Musik sowohl drinnen als auch draußen perfekt klingt.
Über die Bedeutung von Berlin für die Kreativbranche müssen wir nicht viele Worte verlieren. Habt ihr die Stadt auch im Design berücksichtigt?
Die Berliner Silhouette ist auf der Dachterrasse sichtbar. Der Fernsehturm fällt uns ja fast auf den Kopf, sozusagen. Wir wollten die avantgardistische Szene Berlins aber nicht übertrieben ikonographisch darstellen, sondern haben eine Balance gefunden, die sowohl etablierte als auch neue Künstler anspricht. Verschiedene Raumtypen ermöglichen diese Balance.
Gibt es spezielle Räume für die Produktion von Content für Social Media?
Ja, auf jeden Fall. Warner Music nutzt hauptsächlich mobile Arbeitsplätze. Plattformen wie z.B. Spotify, Soundcloud und TikTok sind zentral, da sie wichtige Multiplikatoren sind. Es gibt viele Rückzugsorte, wo sich die Leute gerne aufhalten. Das Herzstück ist die Music-Lounge mit einer Dolby-Atmos Ausstattung, ein wichtiger Ort auch für Signings.Wir haben viele „instagramable“ Spots geschaffen, wenn ich mal einen der Künstler zitieren darf. Insbesondere die Stage, aber auch die WCs mit ihren unendlichen Spiegelungen. Die Bar und andere Bereiche sind ebenfalls darauf ausgelegt, tolle Hintergründe für Bildmotive zu bieten.
Wie seid ihr mit der Lichtsituation umgegangen?
Wir haben das bestehende Gebäude genutzt, die Lichtsituation aufgegriffen und weitergeführt. Runde Formen dominieren, trotz des eckigen Gebäudes, was man an Glaswänden, der Stage und den Möbeln sieht. Einige Lichtinszenierungen erinnern an einen Club und setzen Akzente. Es gibt eine flexible Fläche, die sich komplett abdunkeln oder erhellen lässt, was großartig ist. So gibt es keine Blendung, auch wenn die Sonne hochsteht
Bitte erzähle uns etwas über euer Farbkonzept.
Wir haben neutrale Farben gewählt: Schwarz-Weiß, inspiriert vom Logo von Warner Music. Einige leuchtende Elemente in Bunt-Farben setzen Akzente. Der Bodenbelag ist teils braun oder blau, aber Schwarz dominiert. Warner wollte ihre Corporate Identity durchaus abgebildet haben. Jedes Warner-Büro weltweit ist aber unterschiedlich gestaltet, daher hatten wir viel Freiheit bei der Anpassung.
Wie war das Feedback der Künstler und des Kunden?
Das Feedback war großartig, besser als erwartet. Weil der ganze Prozess für uns alle so emotional war, war die Freude über das gute Ergebnis entsprechend riesig. Die Nutzung der Räume funktioniert hervorragend und es gibt nur wenige Anpassungen, die wir vornehmen müssen.
Gutes Stichwort. Wie flexibel ist denn das Raumkonzept?
Innerhalb der Räume können Anpassungen problemlos vorgenommen werden. Größere Umbauten sind möglich, aber aufwändiger. Wir haben jedoch festgestellt, dass einige Arbeitsplätze in Künstlerbereiche umgewandelt werden könnten, da die Fläche so gut ankommt.
Was waren die größten Learnings aus diesem Auftrag?
Dass Flexibilität und Anpassungsfähigkeit entscheidende Parameter sind. Gerade die Kreativbranche erfordert extrem schnelle Entscheidungen und häufige Anpassungen. Wir haben gelernt, Entscheidungsspielräume zu schaffen und flexibel zu bleiben.