BLOG: 17.09.2021

Neue Normalität - Das Büro in seiner neuen Rolle

New Work 2021/22

Hybride Arbeitsmodelle erfordern eine andere Nutzung der Büroflächen. Mitarbeiter, die aus dem Home-Office zurückkehren, haben ganz neue Erwartungen mitgebracht. Wir stellen die gängigsten neuen Konzepte vor und sagen, wo die Vor- und Nachteile liegen.

Kennen Sie Tumbleweeds? Wenn Sie Westernfilme lieben, ist das sehr wahrscheinlich. Tumbleweeds sind diese kugelrunden vertrockneten Büsche, die der Wind heulend über den kargen Boden einer Landschaft weht.

Fegte der Tumbleweed auch durch Ihre Nachbarschaft?

Regisseure nehmen sie gern als Symbol, um Geisterstädte oder Landschaften besonders einsam und trostlos erscheinen zu lassen. Gut, dass Büros in Berlin geschlossene Räume sind. Denn ansonsten hätte man den letzten Monaten wahrscheinlich auch den einen oder anderen Tumbleweed durchrollen sehen.

Corona hat die Büros leerfegt und sie zu Orten der Einsamkeit gemacht. Viele Firmen haben während des Lockdown gezwungenermaßen Erfahrung mit Home-Office und mit leerstehenden Büroflächen gemacht. Die Mitarbeiterin einer Berliner Werbeagentur, die trotz bestehender Home-Office-Option auch während des härtesten Lockdowns jeden Tag ins Büro ging, sagt: „An mehreren Tagen war ich die einzige dort. Das Gebäude war so einsam wie dieses leerstehende Hotel im Film Shining, nur der Pförtner saß unten.“

 

Social Distancing - gesunder Abstand oder nervig?

Dann kamen die Mitarbeiter wieder, erst zaghaft, und dann immer mehr. Der Vor-Corona-Stand ist noch nicht erreicht, aber die, die da sind, merken schon den Unterschied. Denn in der Werbeagentur hat die Neue Normalität Einzug gehalten. Und die heißt Social Distancing. „Gesunder Abstand“ nennt der Chef das, aber dafür hat er ja die ganzen Motivationsseminare besucht. Meetingräume oder Arbeitsplätze werden zentral via App freigegeben oder gesperrt.

Ein neues Ampelsystem in der App zeigt den Mitarbeitern an, wie stark Etagen oder Räume ausgelastet sind. Wir wollen doch keine Menschenansammlungen! Hat auch andere Vorteile. Wenn sich 1,4 Mitarbeiter rechnerisch einen Arbeitsplatz teilen, wird 20 Prozent mehr Fläche pro Arbeitsplatz frei - das schafft Raum für die großzügige Abstandsregeln und die Etablierung zusätzlicher Raummodule für Kommunikation oder konzentriertes Arbeiten. Wer es einfach mag, schaut, was der Coworking-Anbieter Wework macht: in seinen Sofaecken liegen neuerdings Kissen mit dem Aufdruck: „Bitte halte zwei Meter Abstand. “

Pro: höheres Sicherheitsgefühl der Mitarbeiter

Contra: höherer administrativer Aufwand

 

Aerosolpartikel - Angreifer aus dem Mikrokosmos

In der Agentur gibt es eine Menge Leute, die Star Wars gut finden. Das ist toll, denn so ist ihnen die Akzeptanz des neuen Luftentkeimers leichter gefallen. Das Teil blinkt grell wie ein Lichtschwert, aber macht die Luft so klinisch rein wie ein Testlabor der Allianz der Vereinten Planeten. Dank der ultrakurzen Wellenlängen von 254 Nanometern pulverisiert der Luftentkeimer das Erbgut von außerbüro-irdischen Mikroorganismen und blockiert die Zellteilung, was zum sofortigen Tod der Angreifer aus dem Mikrokosmos führt. Die Raumluft wird zu 99 Prozent von Viren sowie Pilzen entkeimt. Gefürchtete Aerosolpartikel haben dann im Raum keine Chance mehr. Antimikrobielle Raumtrenner gibt es auch schon. 

Pro: Bessere und gesündere Raumluft

Contra: Kosten, Aufwand für das Wechseln der Filter

 

Die Cloud: Wolken der Freiheit

Mobiles Arbeiten war schon vor Corona Trend und hat sich in der Pandemie noch verstärkt, da viele Mitarbeiter im Home Office waren, aber auch dort auf alle Programme ihres Arbeitgebers Zugriff haben mussten. Die moderne Cloud-Technologie macht das remote und digitale Arbeiten möglich, sei es zuhause oder auf der Dienstreise. Angeber sagen an dieser Stelle gern, dass alles „seamless“ sein muss. Übersetzt heißt das, das jemand, der ins Büro geht, nicht irgendwelche komplizierte Operationen durchführen will, sondern genau an dem Punkt ansetzen will, an dem er unterwegs oder im Home-Office aufgehört hat.

Pro: flexibles Arbeiten

Contra: höherer administrativer und technischer IT-Aufwand

 

 

Der geheimnisvolle Third Place

Soziologen wie Designer von Co-Working-Spaces schwärmen gleichermaßen gern davon, dass das 'neu'normale Büro eine Art Third Place sein muss, ein Ort der Gemeinschaft, der einen Ausgleich zu Familie und konventionellen Beruf bieten soll. Dem US-Soziologen Ray Oldenburg zufolge soll sich der Dritte Ort auf neutralem Boden befinden, die dort Arbeitenden sind so eine Art Stammgäste, aber auch alle anderen dürfen hinein, unabhängig von ihrem sozialen Status. Es soll eine spielerische Atmosphäre herrschen, das Design ist nicht der Funktion untergeordnet, sondern dem Wohl der Menschen. Fühlen sie sich jetzt an Coworking erinnert? Kein Wunder, denn deren Designer lieben das Konzept und setzen auf Kaffee-Bars und Pflanzenpracht.

Pro: angenehme Atmosphäre

Contra: idealisiertes Konzept mit Umsetzungsproblemen, wenig Corona-konform

 

 

Shared Spaces

Das Büro der Zukunft ist eine eierlegende Wollmilchsau: Konzentration, Kommunikation und Kooperation müssen gleichermaßen möglich sein. Eine Methode dazu sind Shared Spaces, die in Unternehmensräumen Optionen für zufällige Begegnungen bieten, die Neue Normalität im Büro setzt auf kreative Problemlösungen und den richtigen Mix an Arbeitsmöglichkeiten, starre Konzepte mit fester Sitzordnung haben möglicherweise während der Pandemie ihren letzten Frühling erlebt. Alle Büroflächen müssen konfigurierbar sein, um im Fall einer weiteren Corona-Welle schnelle Änderungen im Raum zu ermöglichen. Sinnvoll können hier autarke Tische und Stühle sein, die unabhängig von Stromanschlüssen und die Energieversorgung über Akku sicherstellen.

Pro: zukunftsgerichtete Arbeits- und Bürowelt

Contra: Mitarbeiter müssen überzeugt werden, feste Arbeitsplätze waren während der Pandemie aus Hygienegründen sinnvoll

 

Ich will meine Ruhe haben

Die Zeit der Pandemie war eine Zeit der Innovationen, und viele davon lassen sich jetzt im Büro installieren, wie multifunktionale hybride Raumlösungen. Sie ermöglichen, dass tatsächlich Anwesende und per Videokonferenz zugeschaltete Personen gleichzeitig präsent sind. Fortschritte gab es auch bei den akustischen Raumkonzepten, eine Geräuschkontrolle ist heute technisch kein Problem mehr. Mitarbeiter, die früher bestimmte Geräusche im Büro gottergeben hingenommen haben, erlebten im Home Office nicht selten das Reich der Stille. Der typische Bürolärm ist in dieser Zeit in Vergessenheit geraten, und viele reagieren empfindlich auf etwas, was zuvor als normal galt.

Pro: intelligente Technologie schafft in Synergie mit dem Raumdesign mehr Ruhe und ermöglicht konzentriertes Arbeiten

Contra: Anschaffungskosten

 

Fazit:

Die Anpassung der Büros an die Neue Normalität ist ein komplexer Prozess mit vielen Hindernissen. Es geht nicht nur um die Einhaltung neuer Richtlinien, sondern um den Beginn einer neuen Kommunikation mit den Mitarbeitern, die der Arbeitswelt mit neuen Wünschen und Vorstellungen begegnen. Jedes Unternehmen muss selbst herausfinden, was für seine Leute funktioniert und was nicht. Viele Unternehmen haben ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit zum Home-Office angeboten und sie haben die Erfahrung gemacht, dass mobiles und remote Arbeiten zwar möglich ist, aber der kommunikative Austausch im Büro dennoch fehlt. Eine Forsa Untersuchung hat gezeigt, dass im Home-Office 80 Prozent die persönliche Zusammenarbeit mit Kollegen, 40 Prozent die Team- und Projektarbeit vor Ort und 30 Prozent den Kontakt zum Kunden im Homeoffice vermissen.