BLOG: 14.07.2022

Golden Oldies im Office

Ausbildung

Generationskonflikte treten in jedem Unternehmen auf, das zwei bis drei verschiedene Generationen anstellt. Wie nutzt man die Synergien, wie vermeidet man Konflikte?

Altes Eisen - von wegen. Ältere Arbeitnehmer werden oft aufs Abstellgleis geschoben, weil sie als weniger leistungsfähig oder unflexibel gelten. Dabei profitieren Unternehmen von älteren Arbeitskräften immens. Es sind die erfahrenen Arbeitskräfte, die derzeit händeringend am Arbeitsmarkt gesucht werden. Viele werden sogar tageweise aus dem Ruhestand zurückgeholt. Ruhestand - wie sich das anhört. Als würde man im Alter in Ruhe stehen wollen. Es wird Zeit, dass unsere Gesellschaft ihr Vokabular ändert. Unternehmen brauchen Beschäftigte, die so lange wie möglich arbeiten wollen, weil es einen demografischen Wandel gibt. Die „Babyboomer“ werden rentenreif. 

 

Bedürfnisse älterer Arbeitskräfte

Die Fragen, die ältere Mitarbeiter beschäftigen, sind kunterbunt: Wie mit der jüngeren Führungskraft zurechtkommen? Nehmen mich die überhaupt wahr? Reden die noch, oder tippen die nur? Wertschätzung und Anerkennung ist für Menschen ab 50 Jahren genauso wichtig wie für junge Menschen; Obendrein hört der Wunsch nach Veränderung im Unternehmen mit dem Alter nicht auf. Es ist ratsam, Mitarbeitern, egal ob alt oder jung, die sich nach langer Zeit im Unternehmen noch verändern und eine Fortbildung machen wollte, nicht kopfschüttelnd abzusagen. Es gibt nämlich viele, die auch in höherem Alter noch etwas entdecken und ausprobieren wollen.

 

Work-Life-Balance

Die Balance zwischen Arbeit und Freizeit hat in jedem Alter seine Berechtigung. Als junger Mensch wünscht man sich vielleicht eine Bildungskarenz, um sich weiterzubilden. Dann ist es die Familiengründung, die diese Balance erfordert. Manche Menschen brauchen eine kreative Auszeit, um sich Inspirationen zu holen. Andere müssen sich um die Pflege eines Angehörigen kümmern. Und dann gibt es den Wunsch nach Um- und Neuorientierung, die Menschen in der Mitte des Lebens beschäftigt. Und nicht zu vergessen jene Menschen, die nach einer neuen Herausforderung suchen, weil sie schon viel zu lange die gleichen Handlungsabläufe machen. Unternehmen sind aufgefordert, ihren Mitarbeitern mehr Möglichkeiten anzubieten sich weiterzuentwickeln.

An vielen Arbeitsplätzen prallen Generationen aufeinander, was Chancen und Risiken zugleich birgt. Wir sind durch unsere Erziehung und auch durch die Zeit geprägt, in der wir aufgewachsen sind. Digital Natives gehen mit Computern und Software völlig selbstverständlich um, während sich Menschen ab Mitte 40 schon recht schwer tun mit all den neuen Technologien, Software und Kommunikationstools. Sich im selben Tempo einzuarbeiten, wie es einem Mitte 20jährigen gelingt, das braucht entweder Übung oder Talent. 

 

Der Generationen Clash

Bis zu fünf Generationen findet man schon mal für dieselbe Institution arbeitend, die völlig unterschiedliche Herangehensweisen wählen oder andere Werte und Ziele haben. Die verschiedenen Bedürfnisse von Menschen, die 18, 30, 47, 62 und 78 Jahre alt sind, können schon mal zu Generationskonflikten führen. Anderseits bieten sie aber auch die Chancen, dass junge Menschen von der Erfahrung älterer Menschen profitieren, die schon lange im Berufsleben stehen. Ältere Menschen hingegen profitieren von der Dynamik, dem Zugang zu frischen Ideen und einer raschen Auffassungsgabe, vor allem im digitalen Bereich. Wenn Jung und Alt zusammenkommen, prallen verschiedene Ansichten von Arbeit und natürlich auch verschiedene Erfahrungsschätze aufeinander.

 

Konfliktgeneration Z

Kennen Sie die charakteristischen Merkmale jener Generation, die das größte Potential für Konflikte birgt? Das hilft nämlich, Konflikte vorzubeugen. Das ist die Generation Z, repräsentiert durch die jüngsten Teilnehmer des Arbeitsmarktes. Mit ihrer Arbeitseinstellung kämpfen drei Generationen:  Baby Boomer, Generation X und Generation Y. Die Generation Z arbeitet gerne ergebnisorientiert. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind wichtiger als die Anwesenheit im Büro, was für ältere Generationen schwer nachzuvollziehen ist.

 

Wann es zwischen den Generationen knallt

In diesen Punkten steckt am meisten Dynamit am Arbeitsplatz:

  • Sicherheit vs. Autonomie
    Baby Boomer bevorzugen einen sicheren Arbeitsplatz, die Generation X und Y ein gutes Gehalt, ein angenehmes Arbeitsumfeld mit netten Kollegen und Autonomie. Die Generation Z braucht eine gewisse Leidenschaft für den Job, um ihn überhaupt machen zu wollen. Arbeitsplatz-Sicherheit ist ihnen weniger wichtig.

  • Henne-Ei-Problem
    Leben Sie, um zu arbeiten oder arbeiten Sie, um zu leben? Diese Frage repräsentiert einen der größten Unterschiede zwischen alt und jung. Für die Millennials und die Generation X ist Arbeit ein Mittel zum Zweck, um ein gutes Leben frei von finanziellen Sorgen zu führen. Für Baby Boomers ist der Stellenwert von Arbeit für das eigene Selbstbild größer als für andere Generationen. Und dann gibt es die digitalen Nomaden, die zum Arbeiten nur ihren Laptop und einen Internetzugang benötigen und von den schönsten Orten der Welt aus ihrer Tätigkeit nachgehen. Die Begeisterung dafür verstehen viele ältere Menschen nicht, die gewöhnt sind, eine Wohnung, ein Auto und Dinge anzuschaffen, die sie mühsam beim Wohnungswechsel von A nach B schleppen.

  • Hierarchien und Kommunikation
    Ein lockerer Umgangston oder das Duzen der gesamten Belegschaft sehen Mitglieder der älteren Jahrgänge noch immer kritisch. Unsere heute primär online stattfindende Kommunikation verleitet dazu, umgangssprachlich miteinander zu sprechen – das ist für viele ältere Menschen herausfordernd. Sie erwarten Wertschätzung für Ihr Können und bringen ihren Vorgesetzten viel Respekt gegenüber. Flache Hierarchien sind für sie ungewohnt. Auch die Kommunikation über Apps, Chat-Programme oder sogar E-Mails fällt ihnen zum Teil schwer. Sie bevorzugen den persönlichen Kontakt oder das Telefon gegenüber den neuen Technologien. Statussymbole sind für die Generationen Y und Z nicht mehr wichtig. 

Für Unternehmen bedeutet dies häufig einen großen Spagat. Während die einen ergonomische Sitzmöbel benötigen und kurz vor der Rente zum Teil Motivationsprobleme bekommen, fragen die anderen nach Sabbaticals, Home Office oder einem Kicker im Büro. Diese Entwicklungen unter einen Hut zu bringen ist herausfordernd und sollte auf Management-Ebene gründlich geplant werden. Weiterbildungen für ältere Mitarbeiter sollten genauso an der Tagesordnung sein wie Gespräche mit jüngeren Mitarbeitern, in denen diese ihre Wünsche formulieren und ihre Chefs zum Umdenken bewegen können. Kommunikation ist das A und O und die einzige Möglichkeit, wie aus der Zusammenarbeit der Generationen am Arbeitsplatz Chancen statt Konflikte erwachsen können.

 

Herausforderung: Ältere Mitarbeiter und digitale Zukunft

Eine der größten Hürden stellt sich für viele ältere Mitarbeiter über die Digitalisierung dar. Nicht selten erfinden sich Betriebe und Unternehmen vollkommen neu, um mit der Zeit zu gehen und nachhaltig eine Chance auf wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Nicht in jedem Fall hat die gesamte Belegschaft Lust auf diesen doch recht aufwändigen Umstellungsprozess. Hier ist es nicht immer die beste Entscheidung, ältere Arbeitnehmer gegen jüngeres Personal auszutauschen.

 

Erholung und Entspannung während des Arbeitstages anbieten

Besteht die Möglichkeit, die alltägliche Arbeit neu zu sortieren und auf das Alter der Mitarbeiter anzupassen? Außendienstmitarbeiter, die über Jahre viele Stunden im Wagen verbracht haben und heute mit Rückenbeschwerden zu kämpfen haben, können im Alter im Inneneinsatz eingesetzt und auf andere Projekte umgelenkt werden. Diese Orientierung gilt für den Arbeitsplatz mit

  • höhenverstellbaren Tischplatten und Schreibtischen
  • Arbeitsplatzbrillen
  • Förderungsmöglichkeiten, deren Kosten das Unternehmen trägt. Sie wollen nie unterschätzen, wie sehr ältere Mitarbeiter diese Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu schätzen wissen. 

Wer sich motivierte Mitarbeiter in allen Teilen der Belegschaft wünscht, gibt individuelle Denkanstöße und teilt der älteren Belegschaft die Aufgaben zu, die sie problemlos und mit Motivation erledigen kann. Die jahrelange Erfahrung im Unternehmen, das Know-how und die Gelassenheit der älteren Mitarbeiter sind für den nachhaltigen Erfolg unbezahlbar. Das macht sie dann zu Kronjuwelen - und auf die sollte doch gut geachtet werden, oder?

 

Die gute Nachricht zum Schluss

Die Generation der Babyboomer macht derzeit noch knapp ein Drittel der deutschen Bevölkerung aus. Von denen ist der Großteil immer noch erwerbstätig ist und wird es auch noch einige Jahre bleiben.

Entsprechend groß können also die Zielgruppen einer Stellenanzeige für ältere Mitarbeiter:innen ausfallen. Und auch die medialen Aktivitäten dieser Zielgruppe deuten darauf hin, dass es einfacher ist, sie einzustellen. Ergo: Die Recruitementkosten für ältere Arbeitnehmer:innen können deutlich niedriger ausfallen als für junge Talente, wenn Sie Ihre Stellenanzeige auf den richtigen Kanälen veröffentlichen.