BLOG: 17.11.2022

Die Recruiting Trends 2023

Recruiting 2.0

Flache und flexible Hierarchien, variable Arbeitsorte und –zeiten, innovative Organisationsmodelle, Altersarbeit-Teilzeit - all das verquickt mit einem digital mindset. Na? Kopfweh? Oder sind Sie schon angekommen in der Zukunft der Talente-Suche?

Wenn ein Fintech Unternehmen nach einer „Unexpected Awesome Person“ Ausschau hält, dann sucht man kein bestimmtes Profil, sondern einfach einen Charakter, der theoretisch gut ins Unternehmen passen würde. Warum sucht ein Unternehmen nach Talenten, obwohl es dafür überhaupt keine Stelle gibt? 

Recruitment-Manager wollen verhindern, dass Bewerber auf ihre Webseite gehen und erkennen: "Die suchen niemanden wie mich." Man ist auf der Suche nach den (wenigen) spannenden, ambitionierten Individuen da draussen, die, wenn eine passende Stelle frei wird, diese sofort besetzen können. 

 

Mitarbeiter auf Vorrat finden

Es ist ein Phänomen unserer Zeit, das sich 'fridge-hiring' nennt: Unternehmen stellen Talente 'kalt', bis sie eine geeignete Stelle für sie finden. Damit soll dem Personalmangel entgegengewirkt werden. 

 

Die bekannte Soziologin und New Work Expertin Ursula della Schiava-Winkler nennt uns ihre Recruiting Trends 2023:

 

Talent Scouts

Talent Scouts sind Mitarbeiter im Unternehmen, die sich bei der Suche nach passenden Talenten engagieren. Sie sind Empfehler und teilen Jobs in ihrem eigenen Netzwerk. Sie sind Teil des Recruitingprozesses und gestalten so das Organisationswachstum aktiv mit. Sie sind Markenbotschafter, mit der authentischsten Art zu rekrutieren. Je zufriedener die Mitarbeiter sind, desto eher spricht sich das herum und zieht wieder weitere Talente an. 

 

Cultural Fit

Harmoniert der Kandidat mit seinen eigenen Wünschen und Werten mit den Unternehmenswerten und der Unternehmenskultur, wirkt sich diese positiv auf seine Performance und seine Motivation aus und zeigt eine hohe Bindung ans Unternehmen. Je unkonkreter die Kultur formuliert wird und sichtbar ist, desto länger dauert die Suche.

 

WORK from anywhere

Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren stetig, und durch die Einflüsse des letzten Jahres  viel rascher, vom statischen Büroarbeitsplatz zu flexibleren Arbeitsmöglichkeiten entwickelt. Durch den technologischen Fortschritt und im Speziellen durch die Digitalisierung und einer flächendeckenden Erreichbarkeit, sind Mitarbeiter nicht mehr an einen fixen Arbeitsplatz gebunden, sondern können mobil von verschiedenen Orten aus ihre Arbeit verrichten. Diese Veränderungen müssen sich auch in der Unternehmenskultur wiederfinden. Zukünftig werden Bewerber einen Arbeitgeber auch wegen der möglichen Arbeitsformen auswählen. Das bedeutet, wenn Unternehmen attraktive Arbeitgeber sein wollen, müssen sie auch die entsprechenden Möglichkeiten anbieten.

 

Neue Bewerber suchen sich Arbeitsformen aus

Arbeitskräfte- bzw. Fachkräftemangel führt zu einer Machtverschiebung: Bewerber können nicht nur sagen, was sie von einem guten Job erwarten – zumindest die gut Ausgebildeten sitzen auch am längeren Hebel, diese Wünsche durchzusetzen. Flexible Arbeitszeiten und -orte, Vier-Tage-Woche, Regeln gegen ständige Erreichbarkeit, klare Antworten auf die Frage nach dem Sinn im Job setzen viele Bewerber inzwischen als selbstverständlich voraus.

 

Pro Aging goes real

Alt werden steht für̈ Lebenserfahrung und einen entspannten und weitsichtigen Umgang mit komplexen Herausforderungen. Wie sieht es denn aus, dieses neue Bild des Alterns? Laut Statistischem Bundesamt wird Deutschland im Jahr 2035 die älteste Bevölkerung der Welt haben, mit doppelt so vielen Über-60Jährigen wie Unter-20Jährigen. Die Verschiebung der Altersverhältnisse betrifft jede Familie, jedes Unternehmen, und sie wird uns als Gesellschaft verändern… wird auch Zeit. Wer sich - mit Ausnahme körperlich hart arbeitender Menschen - mit 40 schon auf die Rente freut, hat einfach kein Mitleid verdient. Life-long learning und in hohem Alter noch durch eine Einbindung in den Unternehmensalltag das Gefühl zu erhalten, gebraucht zu sein, ist für viele ein Segen. 

 

Inside the box Revolution

Die Arbeitswelt von morgen hört auf die Ideen der MitarbeiterInnen und verwandelt diese in Innovationen. Utopie oder naive Vorstellung von Weichspül-HR-Philosophen? 

 

Playful work

Nur wer Arbeit als Spiel begreift und lebt, hat das Potenzial, Kreativität zu entfalten und Innovationen voranzutreiben. Amen.

 

Trained Talents

Fortwährende Qualifizierung, Corporate Learning und Challenges, persönlich zugeschnittene Entwicklungsangebote, reverse Mentoring - halt, was ist das denn? Reverse Mentoring dreht das bekannte Prinzip um: hier lernen die älteren und oft hierarchisch höhergestellten Kollegen von den Jüngeren. Viele Unternehmen nehmen den Begriff des „lebenslangen Lernens“ bereits heute ernst und wollen auch Ihre erfahrenen Mitarbeiter weiter schulen. Und bitte schön, wer, wenn nicht die freiheitsliebende Generation Z erwartet sich auch in der Arbeit einen Freiraum zur persönlichen Entfaltung?

 

Workplace reloaded

Alle beklagen den Fachkräftemangel. Dennoch hat es die Mehrheit der Manager in den letzten Jahrzehnten nicht geschafft, echte Vereinbarkeiten zu etablieren. Was passiert, wenn namhafte Manager den Anforderungen der jungen Generation nicht mehr gewachsen sind? Wie baut man sie als organisches Konstrukt mit Resilienz auf, die Unternehmen von morgen? Interdisziplinarität und Slow Work - das gehört zu den Strategien einer Workplace reloaded Maßnahme. 

 

Talente suchen fluide Strukturen und liquid Leadership

Flache und flexible Hierarchien, variable Arbeitsorte und –zeiten, innovative Organisationsmodelle, alternative Karrieremodelle. Reflexion, Empathie, Austausch, Coaching, Digital Mindset, Ent-Führung - eine Fülle an Möglichkeiten, aus denen der Mitarbeiter wählen kann. Immer mehr Menschen wollen freiberuflich tätig sein (Solopreneurship). Die alten und starren Strukturen aus Hierarchien, Planung und Fehlervermeidung sind unpassend für die schnelllebige Welt.

 

Mental health

Das Thema ‚mentale Gesundheit‘ gewinnt beim Arbeiten auf Distanz immer mehr an Bedeutung. Psychische Gesundheit ist Unternehmensgesundheit. Gerade junge Talente schauen da sehr genau drauf. Einen Zugang zu Therapien und mentalen Gesundheitsdienstleistungen zu schaffen, reicht mittlerweile nicht aus. Auch wenn Sie die Kosten für psychische und verhaltensbezogene Gesundheitsbelange tragen, wünschen sich Mitarbeiter doch eher Schulungen, zu denen sie hingehen können und Informationen darüber, wie sie diese Ressourcen nutzen können. Hören Sie urteilsfrei zu, wenn ein Mitarbeiter von seinen Sorgen spricht. Oft hilft ein Tag Auszeit für die mentale Gesundheit, flexiblere Arbeitszeiten oder einfach mehr Zeit für ein bestimmtes Projekt. 

 

Workation

Für viele Menschen ist bei der Jobwahl ausschlaggebend, ob der Arbeitgeber eine Workation anbietet - das ist eine Kombination aus Arbeit und Urlaub, also eine Form der Arbeit, die an einem beliebigen Urlaubsort ausgeübt werden kann. Mitarbeiter wünschen sich aus Erfahrung zumindest einmal jährlich die Option, für mindestens 1-2 Wochen an einem Urlaubsort arbeiten zu dürfen. 62% aller Befragten geben in einer Studie an, dass es für sie bei der Jobwahl entscheidend ist, ob der Arbeitgeber eine Workation anbietet. 51% der Befragten bevorzugen einen Arbeitgeber, der ihnen im Arbeitsvertrag eine Workation anbietet, wohingegen nur 38% der Befragten ein höheres Gehalt vorziehen würden. Auch in einem bestehenden Arbeitsverhältnis würden 40% der Befragten eine 14-tägige Workation einer Gehaltserhöhung vorziehen.

 

Geschwindigkeit und Genauigkeit gewinnen

Talente suchen prompte Reaktionen auf Ihre Fragen. Sie brauchen einen schnellen, zügigen und professionellen Recruiting-Prozess. Talente warten keine zwei Wochen auf ein Vorstellungsgespräch. Melden Sie sich unbedingt innerhalb einer Woche. Und finden Sie eine gute, für den Bewerber maßgeschneiderte Erklärung, warum keine Zusage erteilt werden kann. Für Larifari-Antworten hat die jüngere Generation kein Verständnis.